Beta-hCG – Das Schwangerschaftshormon

Wie viel leichter wäre eine Schwangerschaft doch, wenn der Hormonhaushalt nicht so verrückt spielen würde! Morgenübelkeit, Akne, Heißhungerattacken und viele weitere Begleiterscheinungen haben werdende Mütter allesamt den Hormonen zu verdanken.

In der Frühschwangerschaft machen Frauen bereits mit dem Schwangerschaftshormon Beta-hCG Bekanntschaft, denn dies ist der Botenstoff, der den Heim-Schwangerschaftstest überhaupt erst möglich macht. Doch Beta-hCG leistet noch vieles mehr.

Was bewirkt das Hormon Beta-hCG?

Schwanger oder nicht – das verrät in der Regel ein schneller und unkomplizierter Heim-Test. Zu verdanken ist diese unmittelbare Gewissheit einem Hormon, das gerade zu Beginn einer jeden Schwangerschaft eine große Rolle spielt – das humane Choriongonadotropin, besser bekannt als Beta-hCG.

Da das Beta-hCG bei Frauen ausschließlich während einer Schwangerschaft gebildet wird, ist das Hormon ein untrüglicher Beweis dafür, dass Nachwuchs auf dem Weg ist.

Beta-hCG (humanes Choriongonadotropin) wirkt auf die Ovarien (Gonaden) – genauer gesagt auf den Gelbkörper. Dieser ist für die Produktion der Hormone Östrogen und Progesteron zuständig. Progesteron ist gerade in den ersten Wochen für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft wichtig. Wird die Produktion eingestellt, setzt normalerweise die Menstruation ein.

Um genau das zu verhindern, regt das Beta-hCG die Produktion dieser schwangerschaftserhaltenden Hormone so lange an, bis die Plazenta soweit ausgebildet ist, um diese Aufgabe zu übernehmen. Ab dann sinkt der hCG-Wert wieder etwas ab. Beta-hCG spielt also gerade während des ersten Trimesters der Schwangerschaft eine entscheidende Rolle.

Beta-hCG und der Schwangerschaftstest

Sobald ein starker Anstieg des hCG-Wertes im Urin oder Blut festgestellt wird, kann man davon ausgehen, dass eine Schwangerschaft vorliegt.

Die Methode ist uralt

Nicht nur moderne Schwangerschaftstests machen sich das Beta-hCG zunutze, sondern auch deren Vorgänger. Von den 1930ern bis in die 1960er-Jahre war der sogenannte Froschtest weitverbreitet. Dieser wirkt aus heutiger Sicht skurril, war damals aber eine gute Methode, um eine Schwangerschaft zu ermitteln.

Hierbei wurde dem afrikanischen Krallenfrosch, auch Apothekerfrosch genannt, Urin der Frau unter die Haut injiziert. Setzte der Frosch innerhalb von 12 bis 24 Stunden Laich ab, war die Frau schwanger – denn das geschah nur, wenn der Urin Beta-hCG enthielt.

So funktioniert der Heim-Schwangerschaftstest heute

Auch wenn die Frösche diese Prozedur in der Regel stets überlebten, können wir froh sein, dass wir heute in Sachen Schwangerschaftstest auf angenehmere und tierfreundlichere Methoden zurückgreifen dürfen.

Moderne Heim-Tests arbeiten alle nach dem gleichen Prinzip: Eine Urinprobe wird auf die Testkarte oder das Ende eines Stäbchens aufgetragen. Der Test enthält Antikörper, an die sich Beta-hCG bindet. Ein weiteres Molekül reagiert auf ein Enzym, das diese Antikörper bilden und färbt sich ein. Dies ist im Kontrollfenster des Schwangerschaftstestes sichtbar. Herstellern zufolge soll die Zuverlässigkeit bei korrekter Anwendung 99 Prozent betragen.

Alle frei verkäuflichen Schwangerschaftstests funktionieren etwas anders, daher solltest du unbedingt die Anweisungen in oder auf der Verpackung beachten.

Ab wann macht Beta-hCG einen Schwangerschaftstest möglich?

Die Bildung von Beta-hCG findet in einem Teil der Plazenta statt und beginnt nicht lange nach der Empfängnis. Das Hormon gelangt in die mütterliche Blutbahn und wird über die Nieren mit dem Harn ausgeschieden. Im Blut ist es bereits nach etwa sechs bis neun Tagen nachweisbar, im Urin nach ungefähr 14 Tagen.

Der hCG-Spiegel steigt mit der Zeit stark an, sodass mit fortschreitender Schwangerschaft immer mehr Verlass auf das Testergebnis ist. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass ein zu früh durchgeführter Test ein falsches Ergebnis liefern könnte, da der hCG-Wert noch zu niedrig ist.

Frühtests zeigen etwa drei bis vier Wochen nach dem ersten Tag der letzten Periode an, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Um ganz sicherzugehen, wird häufig empfohlen, einen Heim-Schwangerschaftstest (mittels Stäbchen oder Testkarte) erst dann durchzuführen, wenn die Menstruation ausbleibt.

Wer nicht so lange warten möchte, kann schon früher beim Frauenarzt/bei der Frauenärztin einen Bluttest vornehmen lassen. Im Blut lässt sich mehr Beta-hCG finden als im Urin. Ferner lassen sich bereits geringe Mengen nachweisen:

Bluttest:Urintest:
positives Testergebnis bei 5–10 mIU/mlpositives Testergebnis bei mind. 20 mIU/ml

 

Mit einem Bluttest kann der Gynäkologe / die Gynäkologin das Ergebnis eines Heim-Tests kontrollieren und sogar eine Aussage darüber treffen, in welcher Schwangerschaftswoche du dich befindest.

Wie wirkt sich der steigende Beta-hCG-Wert auf den Körper aus?

Das wankelmütige Spiel der Schwangerschaftshormone macht sich auf verschiedene Weise bemerkbar. Vor allem jedoch im ersten Trimester kann Beta-hCG für einige Veränderungen im Körper sorgen, die auch diejenigen Frauen auf eine Schwangerschaft aufmerksam machen könnten, die noch kein Testergebnis in den Händen halten:

  • Übelkeit: Der Klassiker unter den Schwangerschaftsanzeichen ist wohl die

    Übelkeit - auch wenn diese nicht jede Frau in gleichem Maße betrifft. Auslöser des Symptoms ist, so sind sich Forscher einig, das Beta-hCG. Das Hormon löst Bewegungsstörungen im Magen-Darm-Trakt aus, wodurch der Mageninhalt oft Richtung Speiseröhre katapultiert wird.

  • Häufiger Harndrang: Lange, bevor die Gebärmutter und schließlich der Fötus der Harnblase den Platz im Bauch streitig machen, ist ein vermehrter Harndrang ein Symptom der Frühschwangerschaft. Auch das ist auf Hormonen wie Beta-hCG und Progesteron zurückzuführen, die sich auf die Muskulatur der Blase auswirken.

  • Heißhungerattacken oder Abneigungen: Du hast unbändigen Appetit auf Süßes, Würziges oder auch Dinge, die dir vorher gar nicht geschmeckt haben? Bei anderen Leckereien hingegen fällt es dir sogar schwer, den Geruch zu ertragen? Auch hier wird vermutet, dass Beta-hCG das auslösende Hormon ist.

Es gibt noch weitere frühe Anzeichen und Symptome einer Schwangerschaft, darunter Krämpfe, Hitzewellen, spannende und geschwollene Brüste oder Müdigkeit. Endgültigen Aufschluss darüber, ob ein Baby unterwegs ist oder nicht, gibt allerdings nur ein Schwangerschaftstest oder der Besuch beim Frauenarzt/bei der Frauenärztin.

Was verrät der Beta-hCG-Wert über die Schwangerschaft – und was nicht?

Abgesehen davon, dass es ein wichtiges Indiz für eine Schwangerschaft ist, liefert der hCG-Wert wichtige Informationen über den Verlauf der Frühschwangerschaft.

Darauf können abweichende hCG-Werte hinweisen

Erhöhte Werte könnten auf Folgendes hindeuten:

  • Mehrlingsschwangerschaft: Endgültigen Aufschluss kann hier nur der Ultraschall geben, doch ist die Menge an Beta-hCG bei Zwillingen, Drillingen und Co. in der Regel um ein Vielfaches höher.

  • Chorionkarzinom: Dies ist ein bösartiger Tumor, der nach einer Blasenmole (einer fehlerhaften Fruchtanlage) oder einer Fehlgeburt, auftreten kann.

Als Tumormarker gilt hCG übrigens auch beim Mann. Ein erhöhter Wert könnte bei Männern unter Umständen auf Hodenkrebs hinweisen.

Ein zu niedriger Wert könnte bei einer Schwangeren hingegen ein Indiz sein für:

  • Eine drohende Fehlgeburt oder eine bevorstehende Frühgeburt.

  • Eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter, bei der sich das befruchtete Ei etwa im Eileiter oder in der Bauchhöhle eingenistet hat.

  • Eine biochemische Schwangerschaft. Von einer biochemischen Schwangerschaft spricht man dann, wenn der Embryo sich zwar eingenistet hat, aber so früh wieder ausgestoßen wird, dass die Schwangerschaft im Ultraschall noch nicht sichtbar war.

Diese Szenarien bilden jedoch die Ausnahme: In den meisten Fällen liegt der hCG-Wert in exakt dem Wohlfühlbereich, den dein Baby benötigt, um sich prächtig und gesund zu entwickeln.

Stimmt das? Weitere Theorien rund um das Beta-hCG

Der hCG-Wert wird immer wieder herangezogen, um einige Aussagen zu stützen:

  • Ist der hCG-Wert bei Mädchen höher? Diese Theorie ist weitverbreitet, und auch Forscher:innen beobachten bei Studien häufig eine Erhöhung des hCG-Spiegels, wenn ein Mädchen unterwegs ist. Doch viele Ausnahmen lassen an dieser Annahme zweifeln. Zur zuverlässigen Geschlechterbestimmung taugt die Messung eines einzelnen Hormons nicht – hier solltest du dich also lieber auf die Ultraschalluntersuchung verlassen.

  • Deutet ein hoher hCG-Wert auf Down-Syndrom hin? Tatsächlich ist es das freie Beta-hCG (eine Untereinheit des hCG), das beim Ersttrimester-Screening gemessen wird und als ein Marker für Trisomien und andere Gendefekte gilt. Zudem sind bei dem Test auch Faktoren wie der Wert des Proteins PAPP-A und die Nackentransparenz ausschlaggebend. Allein der hCG-Wert gibt keinen ausreichenden Aufschluss darüber, ob bei dem Fötus eine Trisomie vorliegt.

Es ist also nicht endgültig erwiesen, ob das Hormon als Indikator herhalten kann.

Die Werte der Beta-hCG-Tabelle

Der hCG-Wert ist zwar wichtig, lässt aber nicht immer exakte Rückschlüsse zu. Den gängigen Verlauf der hCG-Konzentration zeigt die folgende Tabelle, die die Norm-Werte zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Schwangerschaft beinhaltet. Doch Vorsicht vor voreiligen Schlüssen und allzu großer Sorge!

Die Norm-Werte

Normalerweise liegt die Beta-hCG-Konzentration im Blutserum bei einer Frau vor der Menopause bei weniger als vier Einheiten pro Liter (IU/l) und bei einem Mann bei maximal drei IU/l.

Bei einer schwangeren Frau könnte der Verlauf hingegen so aussehen:

Zeit nach der Empfängnis:Beta-hCG-Konzentration in IU/l:
3. Woche< 50
4. Woche< 400
7. Woche5.000 - 90.000
10. Woche40.000 - 230.000
13. Woche40.000 - 140.000
2. Trimester8.000 - 100.000
3. Trimester5.000 - 65.000

 

Es ist dir bestimmt schon aufgefallen: Der Spielraum bei den Normbereichen ist äußerst groß. Bedenkt man außerdem, wie stark die Referenzwerte sich von Labor zu Labor unterscheiden können, solltest du dir erst einmal keine Sorgen machen, wenn dein hCG-Wert von diesen Zahlen abweicht. Jede Schwangerschaft verläuft anders und genauso individuell kann auch der hCG-Wert ausfallen.

Die Kurve muss stimmen

Entscheidend ist vielmehr, dass die Kurve im ersten Schwangerschaftsdrittel stetig nach oben steigt: In den ersten Wochen der Schwangerschaft verdoppelt sich der hCG-Wert ungefähr alle 48 bis 72 Stunden, bis er um die 12. Woche herum seinen Gipfel erreicht. Danach fällt er wieder ab und bleibt bis zur Geburt deines Kindes auf einem relativ niedrigen Niveau.

In der Regel müssen also mindestens zwei separate Blutwerte analysiert werden, um die Entwicklung der hCG-Konzentration nachvollziehen zu können. Und wie bei allem, was deine Blutwerte und Symptome während der Schwangerschaft betrifft, gilt auch beim Beta-hCG: keine Panik! Abweichende Werte müssen nicht zwingend für schlechte Nachrichten stehen. Sprich bei Sorgen und Beschwerden immer zunächst mit deinem Gynäkologen /deiner Gynäkologin.

FAKTEN IM ÜBERBLICK

In der Frühschwangerschaft steigt der hCG-Wert rasant an. Und erreicht etwa um die 12. SSW mit einer Konzentration von ca. 40.000 - 230.000 IU/l seinen Höchststand. Ausschlaggebend ist, dass die Kurve im ersten Trimester stetig ansteigt.

Falls du nach dem Übeltäter suchst, der für das morgendliche Erbrechen und allerlei andere leidige Begleiterscheinungen verantwortlich ist, hast du ihn hiermit gefunden: Beta-hCG. Jedoch ist das Hormon auch der Grund dafür, dass deine Schwangerschaft überhaupt möglich ist. Dieser Gedanke lässt vielleicht die unangenehmen Seiten des Mutterwerdens ein klein wenig leichter ertragen.

Ansonsten gilt: Leg die Füße hoch, mach dir schöne Gedanken und freu dich auf die Zeit mit deinem Baby!

Zur Entstehung dieses Artikels: Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen, fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deinen Arzt bzw. deine Ärztin.

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