
Was ist ein Schreibaby?
Jedes Baby weint. Und wahrscheinlich ist auch dein kleiner Schatz keine Ausnahme. Auch die kleinen Säuglinge kommunizieren mit uns – das Weinen oder Schreien ist dabei die Sprache deines süßen Sprösslings. Doch das Weinen und Schreien versetzt viele Eltern ganz schnell Alarmbereitschaft. Auch dich? Meistens bedeutet es ja, dass etwas nicht in Ordnung ist. Aber wie viele Tränen sind normal und ab wann spricht man von einem Schreibaby?
Was genau ist ein Schreibaby?
Babys drücken ihre Bedürfnisse (wie Hunger, Müdigkeit oder Schmerz) durch Weinen oder Schreien aus. Das ist erst mal ganz normal und kein Grund zur Sorge oder Beunruhigung! Schließlich kann dein kleiner Schatz noch nicht sprechen und möchte sich irgendwie bemerkbar machen. Wenn du das Schreien oder Quengeln aber als besonders intensiv wahrnimmst oder es zu einem Dauerzustand wird, kann es zu einer Belastung werden.
Schreibaby: Symptome
Als Schreibaby bezeichnet man ein Baby, das exzessiv schreit und scheinbar nicht (mehr) zu beruhigen ist. Es gibt ein paar Anzeichen, die darauf hindeuten können. Ist das Schreiverhalten deines kleinen Schatzes stärker ausgeprägt? Dann trifft vielleicht ein oder mehrere der folgenden Punkte zu:
Definition
All diese Symptome sind natürlich auch sehr subjektiv und werden nicht immer sofort wahrgenommen. Kein Wunder! Für dich als frischgebackener Papa oder frischgebackene Mama ist es sicher nicht einfach, herauszufinden, was dein weinender Schatz eigentlich mitteilen möchte.
Im Allgemeinen spricht man dann von einem „Schreibaby“, wenn einer oder mehrere der folgenden Faktoren zutreffen:
Nimm diese Punkte aber bitte nur als eine grobe Orientierung. Eine Art „Schreibaby-Test“ gibt es nämlich in dem Sinne nicht! Deshalb ist es wichtig, den Kinderarzt / die Kinderärztin aufzusuchen, wenn du glaubst, dass dein kleiner Schatz überdurchschnittlich viel und exzessiv weint. Hab keine Scheu davor, dich beraten zu lassen oder dir Hilfe zu holen!
Schreibaby: Wann fängt es an und wie lange dauert es?
Viele Eltern fragen sich wahrscheinlich, ob sich dieser Zustand jemals ändern wird oder ob es sich nur um eine Phase handelt. Hier gibt es erst mal Entwarnung! Denn tatsächlich lässt sich in den meisten Fällen eine Art Zeitfenster definieren.
Das Schreien beginnt meistens nicht direkt nach der Geburt. Oft beginnt es erst ab der zweiten Lebenswoche. Der Höhepunkt ist bei vielen kleinen Energiebündeln in der 6. Woche erreicht. Die Lage verbessert und entspannt sich bei zwei Dritteln aller Schreibabys im 4. Monat deutlich. Dann wird das (scheinbar) grundlose Schreien weniger oder hört sogar ganz auf.
Wie lange das Schreien bei deinem kleinen Schatz genau anhält, lässt sich leider nicht sagen. Jedes Kleine ist einzigartig und so auch seine oder ihre Schreiphasen! Bei einigen wenigen Babys hält die Phase noch an, bis sie 7. Monate alt sind. Falls dann noch Schlaf- oder Essstörungen dazukommen, solltest du spätestens dann einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.
Schreibaby: Ursachen
Die genauen Ursachen des untröstlichen Schreiens sind (noch) nicht eindeutig geklärt. Man geht im Allgemeinen davon aus, dass mehrere Faktoren zusammenkommen. Unter anderem:
Du siehst schon selbst: Es könnte kaum unterschiedlichere Erklärungsversuche geben. Versuche deshalb am besten gar nicht erst, den einen Grund oder die eine Ursache zu finden. Lass dir bei Bedarf gerne helfen! Dabei sollte deine erste Anlaufstelle immer dein Kinderarzt / deine Kinderärztin sein. So können nämlich verlässlich und fachlich körperliche Auslöser der Schreianfälle ausgeschlossen oder eben entdeckt werden.
Hilfe für dich und dein geliebtes Schreibaby
Es ist wirklich sehr verständlich, dass dich ein Leben mit einem Schreibaby an deine Grenzen bringen kann. Du musst aber nicht alleine Herr:in der Lage werden! Das kann gut und gerne deine eigenen Kräfte übersteigen. Deshalb gilt weiterhin: Hilfe holen ist die beste Medizin!
Das Schreitagebuch
Dein Tagesablauf und die Schreiphasen deines Kleinen zu protokollieren, kann bei der Suche nach den Ursachen helfen. Teile den Tag zum Beispiel in Zeitabschnitte ein. Vielleicht lässt sich dabei ja schon erkennen, zu welcher Tageszeit dein Schreibaby am aktivsten ist?
Beobachte dabei aber nicht nur deinen kleinen Schatz, sondern auch dich selbst: Wann bist du besonders angespannt? Welche Situationen sind dir schwer gefallen und wie war der Tag generell für dich? Was hast du ausprobiert, damit das Schreien vorübergeht, und was davon hat geholfen? (Was eher nicht?)
Alle diese Informationen können nicht nur für dich wertvoll sein, sondern auch für eine außenstehende Person. Er oder sie kann sich so einen guten Eindruck von deinem Alltag machen, um dir bei Bedarf ganz konkrete Hilfestellungen zu geben.
Die Schreiambulanz
Wie wäre es mit einer Beratung? Einer der ersten Schritte könnte ein Anruf oder ein Besuch bei der Schreiambulanz sein. Das ist eine Beratungsstelle, die auf die Unterstützung von frischgebackenen Eltern und Kindern bis drei Jahre spezialisiert ist. Hier findest du professionelle Beratung und viele weitere Hilfsangebote. Die meisten davon sind sogar kostenlos!
Zusammen mit einer speziell ausgebildeten Person kannst du ganz konkret an den Problemen arbeiten: In einem persönlichen und vertraulichen Gespräch wirst du wahrscheinlich ausführlich zu deinem Tagesablauf, den aktuellen Problemen, deinen Lebensumständen (dazu gehören eventuelle Partnerschaften, dein Beruf und andere Dinge) befragt. Aber eben auch zum Verlauf der Geburt und deiner Schwangerschaft.
So kann sich dein:e Berater:in ein umfassendes Bild der Situation machen und dementsprechend weitere Schritte vorschlagen. In manchen Fällen wird sogar ein Hausbesuch organisiert. Dabei hast du die Möglichkeit, ihm oder ihr das Lebensumfeld deines kleinen Sprösslings zu zeigen.
Ab wann zum Arzt?
Kontaktiere aber bitte immer deinen Kinderarzt / deine Kinderärztin, um sicherzugehen, dass keine körperlichen Ursachen die Schreianfälle auslösen! Außerdem solltest du einen Arzttermin vereinbaren, wenn dein kleiner Spatz:
Schwerwiegende Spätfolgen für deinen kleinen Schatz oder dich als Elternteil hat das viele Schreien in der Regel nicht. Trotzdem: Ein Schreibaby stellt seine liebenden Eltern wirklich auf die Probe. Es ist absolut nicht ungewöhnlich, wenn auch du manchmal Angst davor hast, vor lauter Frust und Wut die Kontrolle zu verlieren. Zögere deshalb nicht, dir früh genug Hilfe zu holen. Damit tust du nicht nur dir selbst, sondern auch deinem geliebten Nachwuchs einen großen Gefallen!
Tipps für dein Leben mit einem Schreibaby
Der Umgang mit einem Schreibaby ist wirklich nicht leicht und es kann sein, dass dein Umfeld deine Anstrengung gar nicht so richtig nachvollziehen kann. Viele Eltern fühlen sich daher vielleicht allein gelassen und isoliert.
Wenn das auch bei dir der Fall ist, tut dir vielleicht ja der Austausch mit Gleichgesinnten gut: Wie geht es anderen Eltern mit der Situation? Und was hat bei ihnen geholfen oder hilft bei ihnen?
Außerdem haben wir einige Tipps für dich gesammelt:
Wahrscheinlich bekommst du so einige gute und gut gemeinte Tipps und Ratschläge. Das Wichtigste ist aber wirklich, dass du dich selbst nicht aus den Augen verlierst! Mach dir bitte auch keine Vorwürfe, denn als liebende Mama oder liebender Papa tust du mit Sicherheit alles dafür, dass sich dein kleiner Prinz oder deine kleine Prinzessin wohl fühlt.
Fakten im Überblick
Von einem Schreibaby spricht man laut Definition, wenn ein kleines Energiebündel über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen hinweg häufiger als an drei Tagen in der Woche mehr als drei Stunden täglich ohne einen erkennbaren Grund schreit.
Warum ein kleiner Schatz letztendlich zum Schreibaby wird, kann man leider nie mit Sicherheit sagen. Versuche also, dir deshalb nicht zu sehr den Kopf zu zerbrechen! Konzentriere dich stattdessen darauf, wieder zu einem entspannten Alltag zurückzufinden. Die Schreiattacken deines kleinen Lieblings kannst du nicht verhindern, sondern nur situativ lindern. Auf Dauer ist es für alle besser, möglichst entspannt mit der Situation umzugehen. So habt ihr bald wieder tolle und intime Momente als frischgebackene Familie!
Zur Entstehung dieses Artikels:
Alle Inhalte in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen, wie der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), dem Ärzteblatt oder den „Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien)”. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen findest du im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deinen Arzt / deine Ärztin.
- Gaca, Anja Constance & Mierau, Susanne: Mein Schreibaby verstehen und begleiten. Der geborgene Weg für High-Need-Babys. Gräfe und Unzer. München. 2018.
- Familienhandbuch: “Schreiambulanzen” – Frühe Hilfen in den ersten Lebensmonaten und -jahren
- Kinder- & Jugendärzte im Netz: Schreibaby (Regulationsstörung, veraltet: Dreimonatskoliken)
- Unstillbares Schreien. Behandlungskonzepte im Vergleich. In: Pädiatrie 4+5/08
- Bolten, Margarete: Regulationsstörungen der frühen Kindheit: diagnostische Grundlagen, Behandlungskonzepte und -methoden. 2010.
- Aerzteblatt: Psychotherapie im frühen Kindesalter: Möglichkeiten und Grenzen
- Kinder- & Jugendärzte im Netz: Schreibabys - reagieren stärker auf Umweltreize
- Eltern im Netz: Schreibabys
- DGKJ: "Ist mein Kind ein Schreibaby?"









