Der Kaiserschnitt

Mit Spannung fiebern werdende Eltern auf den großen Tag hin: die Geburt. Wochenlang hat man sich während der Zeit der Schwangerschaft auf diesen Moment vorbereitet – die Kliniktasche gepackt, vielleicht einen Geburtsvorbereitungskurs besucht oder sich spezielle Entspannungsübungen angeeignet.

Dennoch ist die Entbindung besonders für Erstgebärende mit vielen Fragen verbunden. Wie fühlen sich Wehen an? Wie geht man mit ihnen um? Wird alles so laufen, wie es im Geburtsplan vorgesehen ist? Was passiert, wenn alles doch anders kommt?

Eine Geburt ist am Ende nicht zu hundert Prozent planbar. So kommen in Deutschland ca. 31 Prozent aller Babys per Kaiserschnitt zur Welt, obwohl sich die Frau möglicherweise eine natürliche Geburt gewünscht hätte. Das Wichtigste ist und bleibt allerdings immer, dass Mutter und Kind die Geburt gut meistern – mit oder ohne Kaiserschnitt.

Im Nachfolgenden finden Sie alle Fakten zur Kaiserschnitt-Entbindung, sodass Sie auch in diesem Fall wissen, was auf Sie zukommt:

Die Geburt per Kaiserschnitt (Sectio caesarea)

Der Kaiserschnitt – kurz Sectio genannt – wurde zum ersten Mal erfolgreich im Jahr 1500 in der Schweiz durchgeführt. Seitdem hat sich diese Geburtsmethode systematisch weiterentwickelt. In den Siebzigern erlebte der Kaiserschnitt einen regelrechten Boom. Auch in den letzten Jahren wurden wieder mehr und mehr Kinder auf diese Art entbunden.

Sollte eine natürliche Geburt nicht möglich sein oder sogar der dringende Wunsch nach einem Kaiserschnitt bestehen, wird das Baby operativ auf die Welt geholt. Dies findet ausschließlich im Krankenhaus statt. Ein intimer Moment ist das nicht, da die Frau während des Eingriffes von Krankenhauspersonal umzingelt ist. Sie haben in der Regel aber die Möglichkeit, Ihren Geburtsbegleiter bzw. Ihren Partner mit in den Operationsraum zu nehmen, sodass er Ihr Baby gleich willkommen heißen kann.

Gründe für einen Kaiserschnitt

Gründe kann es viele geben, warum ein Kind per Kaiserschnitt geboren wird.

Primäre Sectio

Wenn sich Ärzte oder die Gebärende noch vor dem errechneten Entbindungstermin für einen Kaiserschnitt entscheiden, nennt man das primäre Sectio. Ursachen dafür könnten sein:

  • Placenta praevia: Der Mutterkuchen der Frau liegt in einer ungünstigen Position und das Kind kann nicht in den Geburtskanal rutschen.

  • Problematische Lage des Kindes: Es kann vorkommen, dass ein Kaiserschnitt nötig wird, weil sich das Kind zum Beispiel in der Querlage befindet und sich bis kurz vor dem Entbindungstermin nicht in die richtige Geburtsposition gedreht hat.

  • Mehrlinge: Bei Zwillingen, aber besonders bei Mehrlingen muss die Möglichkeit der Sectio besprochen werden

  • Vorerkrankung der Mutter:Sollte die Frau aus gesundheitlichen Gründen (z. B. einer Herzerkrankung) nicht in der Lage sein, kraftvoll in den Geburtsprozess zu gehen, zieht man eine OP vor, um ihr Wohlbefinden nicht zu gefährden.

  • Furcht: Manch eine leidet unter unüberwindbarer Angst vor dem Geburtsschmerz, möglichen Verletzungen oder Komplikationen, sodass für sie nur ein geplanter Kaiserschnitt in Frage kommt.

Die OP wird in diesem Fall sieben bis zehn Tage vor dem eigentlichen Termin durchgeführt.

Sekundäre Sectio

Als sekundäre Sectio bezeichnet man die Kaiserschnitte, die erst dann durchgeführt werden, wenn die Geburt schon im Gange ist – Sie also schon Wehen haben. Eine vaginale Geburt ist beispielsweise in folgenden Fällen unmöglich:

  • Starke Blutungen: Diese können durch einen spontan entstehenden Riß in der Gebärmutterwand oder die vorzeitige Ablösung der Plazenta hervorgerufen werden. Schnelles Handeln ist nun erforderlich, um die Gesundheit der Mutter nicht unnötig aufs Spiel zu setzen.

  • Gefährdung des Kindes: Sollte das Kind zum Beispiel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt sein oder sich die Nabelschnur um den Hals gewickelt haben, wäre eine vaginale Geburt ein unkalkulierbares Risiko. Ein Kaiserschnitt ist nötig.

  • Verzögerter Geburtsverlauf: Wenn der kleine Babykopf ungünstig liegt oder nicht richtig ins Becken rutscht, können die Wehen plötzlich nachlassen und es kommt zu einem Geburtsstillstand. Sollte dieser Zustand zu lange andauern, muss das Kind per Kaiserschnitt geboren werden.

Was immer die Gründe für einen Kaiserschnitt sein sollten, die Gesundheit der Mutter und des Kindes stehen dabei immer an erster Stelle.

Der Wunschkaiserschnitt

Wünscht sich eine Frau aus Angst vor der Geburt einen Kaiserschnitt, sollte auch das akzeptiert und nicht verurteilt werden. Wichtig ist nur, dass man sich das Für- und Wider genau anschaut, bevor man sich zu diesem Schritt entschließt. Eine Sectio ist eine Operation und diese ist immer mit gewissen Risiken verbunden.

Nachteile

Es ist unumstritten: Sollten Mutter und Kind wohl auf sein, ist die natürliche Geburt der beste Start ins Baby- und Mutterleben. Denn der Kaiserschnitt birgt so einige Tücken:

  • Nach einem Kaiserschnitt braucht der Körper viel Ruhe. Die Schnittnarbe muss verheilen, was bedeutet, dass Sie in der ersten Zeit in Ihrer Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt sind. Eventuelle Geburtsverletzungen bei einer vaginalen Geburt verheilen dagegen wesentlich schneller und unkomplizierter.

  • Es kommt bei einem Kaiserschnitt häufiger zu Thrombosen, Embolien oder Infektionen als nach einer natürlichen Entbindung.

  • Bei der vaginalen Geburt wird durch den Druck im Geburtskanal das Fruchtwasser vollständig aus den Lungen des Babys gepresst. Bei einer Sectio ist das nicht der Fall. Daher werden bei Kaiserschnittbabys häufiger Atem- und Anpassungsschwierigkeiten beobachtet.

  • Kinder, die auf einem natürlichen Weg zur Welt gekommen sind, leiden laut Studien weniger häufig unter Allergien und Infektionen.

  • Die Geburt kommt für Mutter und Kind sehr plötzlich. Der körperliche Einsatz der Frau und des Babys bei einer normalen Geburt trägt zur Mutter-Kind-Bindung bei. Nach einem Kaiserschnitt könnte das verzögert stattfinden.

  • Auch auf das Stillen könnte eine Sectio einen negativen Effekt haben.

Vorteile

Die Liste der Nachteile ist lang. Ein Kaiserschnitt kann aber auch Vorteile haben:

  • Da der genaue Zeitpunkt und Ablauf einer geplanten Kaiserschnittgeburt feststeht, können Sie sich auf dieses Ereignis gezielt vorbereiten.

  • Schmerzhafte Wehen werden Sie nicht erleben.

  • Da Sie die Phase der Presswehen nicht durchlaufen, wird Ihr Beckenboden weniger stark beansprucht. Einige Komplikationen, die bei der natürlichen Geburt auftreten können, sind bei einer OP von vornherein ausgeschlossen.

Die Kaiserschnitt-OP: Vorbereitung und Ablauf

Der große Tag ist gekommen und Sie werden heute noch Ihr Kind in den Armen halten. Bis es so weit ist, müssen allerdings noch so einige Vorbereitungen getroffen werden.

Vor der OP

Bevor es losgeht, werden Sie noch einmal ein Gespräch mit Ihrem Arzt führen und mit Ihrer Unterschrift auf einem Aufklärungsbogen bestätigen, dass Sie mit dem Eingriff einverstanden sind. Auch der Narkosearzt wird Ihnen eine Einverständniserklärung vorlegen.

Das Fachpersonal im Krankenhaus wird Sie vor der OP im Intimbereich rasieren. Selbstverständlich können Sie dies auch selber machen. Des Weiteren werden Sie einen venösen Zugang bekommen, über den Sie mit Medikamenten und Infusionen versorgt werden.

Auf diese Art und Weise wird Ihnen auch das Narkosemittel verabreicht, sollten Sie eine Vollnarkose wünschen. Der Kaiserschnitt kann auf Wunsch mit einer Vollnarkose oder aber auch einer Periduralanästhesie (kurz PDA) – einer örtlichen Betäubung - durchgeführt werden. Die PDA hat den Vorteil, dass Sie das Geschehen und somit die Geburt Ihres Kindes aktiv miterleben könnten

Bevor es in den OP geht, werden Sie noch angekleidet: Zur Vermeidung von Thrombose werden Ihnen spezielle Strümpfe gegeben und Sie bekommen ein Operationshemd. Ganz zum Schluss wird Ihnen noch ein Blasenkatheter gelegt, damit die Harnblase leer bleibt. So wird vermieden, dass sie beim Eingriff aus Versehen verletzt wird. Die Blase liegt nämlich genau vor der Gebärmutter.

Während der OP

Sind Sie dann im OP-Saal, werden Sie an alle nötigen Überwachungsgeräte angeschlossen. Sollte Ihr Partner dabei sein, wird diesem ein Platz an Ihrem Kopfende zugewiesen.

Nachdem alle Vorbereitungen getroffen worden sind, wird der operierende Arzt nun den alles entscheidenden Schnitt durchführen. Dieser wird oberhalb der Schamhaargrenze gesetzt und ist ca. 15 Zentimeter lang. Zuerst wird die Bauchdecke geöffnete.

Heutzutage bevorzugen viele Ärzte die Sectio nach Misgav Ladach (oder auch sanfter Kaiserschnitt genannt). Dabei wird versucht, die weiteren Bauchschichten durch Dehnen oder Reißen zu öffnen. Mit dieser Methode werden weniger Nerven und Gefäße verletzt und die Patientin erholt sich nach der OP schneller und hat weniger Schmerzen.

Sollten Sie eine PDA bekommen haben, werden Sie alle Geräusche um sich herum mitbekommen. Das kann beängstigend sein, aber auch ganz wunderbar: Immerhin werden Sie dann den ersten Schrei Ihres Babys hören können. Gleich nachdem Ihr Kind geboren wurde, haben Sie und Ihr Partner die Möglichkeit Ihren kleinen Wurm zu begrüßen.

Wie bei einer natürlichen Geburt auch, wird das Baby nun untersucht. Ihr Partner kann dieser ersten Vorsorgeuntersuchung beiwohnen. In der Zwischenzeit wird Ihre Plazenta entfernt und die Wunde vernäht. Alles in allem dauert dieser Eingriff durchschnittlich 35 bis 50 Minuten.

Nach der OP

Nach einer Bauchgeburt können Sie das Krankenhaus allerdings nicht sofort verlassen. Sie werden ungefähr weitere 3-5 Tage dort zubringen. Wie lange Ihr Aufenthalt genau dauern wird, hängt natürlich von Ihrer Wundheilung und auch dem Krankenhaus selbst ab.

Gerade Kaiserschnittmütter brauchen anfangs bei der Körperpflege, noch etwas mehr Hilfe. Auch Sie haben den sogenannten Wochenfluss – den blutigen Ausfluss nach der Geburt – und werden im Krankenhaus mit allem Nötigen versorgt werden. Sie erhalten auch Tipps zum Stillen. Studien belegen, dass stillende Mütter nach einem Kaiserschnitt weniger lange mit Schmerzen zu kämpfen haben.

Mögliche Komplikationen einer Kaiserschnittgeburt

In den meisten Fällen erholen sich die Frauen auch von einem Kaiserschnitt sehr gut. Selten kann es aber auch zu Komplikationen kommen.

körperlich

Durch die Narkose kann es gelegentlich zu Blutdruck- und Pulsabfall, Kopfschmerzen, Brechreiz, Schwindel, Hör-und Sehstörungen kommen. Auch Rückenschmerzen sind durchaus nicht unüblich.

Auch ein Kaiserschnitt verursacht Schmerzen. Es ist hier die Narbe bzw. Wunde, die vielen Müttern danach zu Schaffen macht. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie sehr wacklig auf den Beinen stehen. Bei einem Kaiserschnitt verlieren Sie mehr Blut, als bei einer natürlichen Geburt. In seltenen Fällen muss dies zusätzlich behandelt werden.

Sollten Sie nach einem Kaiserschnitt noch einmal schwanger werden, kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen beim Aufbau der Plazenta kommen. Das Risiko einer Plazenta praevia (Fehllage des Mutterkuchens) ist um 30 bis 60 Prozent erhöht. Bei einer natürlichen Geburt nach einem Kaiserschnitt, hätten Sie ein höheres Risiko, dass die Gebärmutter reißt. Ein Ultraschall kann jedoch helfen, genauer einzuschätzen, ob eine vaginale Geburt möglich ist oder nicht.

Psychisch

Gerade Frauen, die sich eine natürliche Geburt gewünscht haben, könnten sich nach einer Sectio in einer etwas schwierigen psychischen Verfassung befinden. Manch eine definiert sich über den Erfolg einer „normalen“ Geburt. Diese Frauen denken leider oft, versagt zu haben.

Wichtig ist nun, dass Sie als erstes diese Gefühle zulassen und sich immer wieder vor Augen führen, dass der Kaiserschnitt das Beste für Sie und Ihr Kind war. Sie haben also alles ganz richtig gemacht. Suchen Sie vielleicht auch das Gespräch mit anderen Kaiserschnitt-Müttern oder Ihrer Hebamme und sprechen Sie über Ihre Erfahrungen.

Regeneration nach dem Kaiserschnitt

Nach einer Bauchgeburt sind Sie bei der Versorgung Ihres Babys länger auf Hilfe angewiesen, da die Wunde erst einmal vollständig verheilen muss.

Vorkehrungen bei geplantem Kaiserschnitt

Wenn Sie vor der Geburt schon wissen, dass Sie Ihr Kind mit Hilfe einer Sectio zur Welt bringen werden, können Sie jetzt schon einige Vorkehrungen für die Zeit danach treffen:

  • Stellen Sie sicher, dass Sie eine Hebamme für die Zeit der Nachsorge bzw. des Wochenbettes haben.

  • Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob diese die Kosten einer Haushaltshilfe übernehmen würde.

  • Besprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Hebamme, was Sie am besten gegen den Wundschmerz tun können.

  • Nehmen Sie Hilfe von Freunden, der Familie oder Nachbarn an.

  • Planen Sie genügend Zeit für die Regeneration nach der Geburt ein.

Tipps zur Wundpflege

Das Motto im Wochenbett lautet: Schonen, schonen und noch mehr schonen! Die Bauchnarbe nach einem Kaiserschnitt ist sehr empfindlich. Erst nach ca. 21 Tagen ist die Narbe etwas belastungsfähiger. Fördern Sie die Wundheilung, in dem Sie:

  • die Narbe beim Wechseln der Lage, Husten oder Niesen mit den Händen fixieren.

  • bequeme Kleidung tragen, sodass die Naht frei liegen kann.

  • die Narbe regelmäßig massieren, nachdem sie bereits etwas abgeheilt ist.

  • die Haut eincremen (z. B. mit Ringelblumensalbe).

Außerdem sollte Ihre Hebamme bei jedem Besuch einen Blick auf Ihre Wunde werfen. Wenn die Narbe sehr schmerzt oder nässt, suchen Sie am besten gleich einen Arzt auf.

Rückbildungsgymnastik und Sport

Bei einem Kaiserschnitt wird der Beckenboden weniger stark in Anspruch genommen, als bei einer natürlichen Geburt. Dennoch musste er während Ihrer Schwangerschaft viel leisten und ist dementsprechend pflegebedürftig. Sie können auch schon im Wochenbett, ungefähr 2 Wochen nach der Geburt, mit ganz leichtem Beckenbodentraining beginnen.

Einen echten Rückbildungskurs, der alle Körperregionen trainiert, können Sie erst nach acht bis zehn Wochen besuchen. Besonders vorsichtig müssen Sie mit Ihrer Bauchmuskulatur und der Narbe umgehen. Hier sollte erst mal jede Belastung vermieden werden.

Nach acht bis zehn Wochen könnten Sie also rein theoretisch wieder leichten Sport betreiben. Leistungssport ist aber vorerst tabu. Damit sollten Sie frühestens nach der 12. besser noch nach der 16. Woche beginnen. Denken Sie immer daran: Ein Kaiserschnitt ist eine echte und auch ernstzunehmende Operation und Sie müssen sich danach schonen.

Häufig gestellte Fragen

Ein Kaiserschnitt dauert inklusive der Vorbereitungen durchschnittlich 35 bis 50 Minuten. Danach können Sie den Neuankömmling sofort in die Arme schließen.

Sie sehen selbst: Einen Kaiserschnitt sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Gerade ein Wunschkaiserschnitt sollte daher gut überlegt sein. Lassen Sie sich im Vorfeld dazu von Ihrem Arzt und Ihrer Hebamme beraten.

Sollte Ihr Kind, trotz dem Wunsch nach einer natürlichen Geburt oder gar einer Hausgeburt , dann doch per Kaiserschnitt das Licht der Welt erblicken, fühlen Sie sich nicht schlecht. Das Wichtigste ist doch am Ende immer, dass es Ihnen und Ihrem Baby gut geht. Eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt, ist auch unter bestimmten Voraussetzungen möglich, lassen Sie sich auch hierzu von Ihrem Arzt beraten.

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