Können Babys schlafen lernen?

Wie kann ein Baby schlafen lernen? Diese Frage stellen sich nahezu alle Eltern früher oder später, wenn das Baby partout nicht schlafen kann und sich langsam Übermüdung und manchmal auch Verzweiflung einstellt. Kann ein Baby überhaupt einschlafen und durchschlafen lernen – und wenn ja, wie?

Die Entwicklung des Babyschlafes

Um Dein Baby und seine Schlafgewohnheiten im ersten Jahr besser verstehen zu können, ist es sinnvoll, sich bewusst zu machen, dass Babys in Sachen Schlaf anders ticken als Erwachsene. Auch kann ein Baby schlafen weder lernen noch trainieren. Vielmehr geht es darum, die eigenen Schlafbedürfnisse mit denen Deines Kindes unter einen Hut zu bringen.

Der Tag-Nacht-Rhythmus von Babys

Dass ein neugeborenes Kind nicht immer so schlafen kann, wie die Eltern sich das wünschen würden, ist ganz normal, denn im Babybauch gibt es keinen Tag-Nacht-Rhythmus. Die Schlaf- und Wachperioden stellen sich erst kurz vor der Geburt, circa in der 36. Schwangerschaftswoche, ein. Davor geborene Frühchen müssen dies also selbst erst noch erfahren. Vor der 36. SSW befindet sich ein Fötus in einem Bewusstseinszustand jenseits von tiefem Schlaf oder vollkommenem Wachsein. Die Schlaf- und Wachperioden danach orientieren sich nicht an denen der Mutter oder gar einem echten Tag-Nacht-Rhythmus. Nach der Geburt etabliert sich innerhalb der ersten drei Lebensmonate ein Essen- und Schlafrhythmus. Bis ein Baby gelernt hat zu schlafen und sich der Körper an einen 24-Stunden-Rhythmus angepasst hat, dauert es manchmal bis zu drei Jahren . Bei Säuglingen sind die vergleichsweise kurzen Schlafphasen (ca. 50 Minuten) noch gleichmäßig über den Tag und die Nacht verteilt. Sie bestehen vorwiegend aus dem leichteren REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement-Schlaf), der mit Träumen, unruhigen Bewegungen und einer unregelmäßigen Atmung einhergeht.

Durchschlafen lernen: Wann hat ein Baby das circa geschafft?

Wenn man vom Durchschlafen spricht, bedeutet das nicht, dass Dein Baby acht bis neun Stunden am Stück tief und fest schläft. Für ein Baby ist es völlig normal und sogar gesund, mehrmals pro Nacht kurz wach zu werden. Bis zum vierten Lebensmonat verlängern sich Schritt für Schritt die Schlaf-Wach-Perioden und Dein Baby wäre theoretisch in der Lage, längere Zeit am Stück zu schlafen. Dennoch bleibt das Durchschlafen oft nur ein Wunschgedanke vieler Eltern. Bis wann Babys das Durchschlafen lernen, variiert extrem. Meist gelingt das frühstens ab dem sechsten Lebensmonat. Einige schlafen hingegen tatsächlich schon mit drei Monaten relativ lang. Laut einer Umfrage der Eltern-Selbsthilfeorganisation GEPS e.V. schläft allerdings nur die Hälfte der Einjährigen durch. Eine generelle Aussage lässt sich darüber also nicht treffen.

Wie viel Schlaf ist für Kinder die Norm?

Testet Dein Baby gerade Deine Geduld, weil es nicht einschlafen kann oder nachts ständig aufwacht? Vielleicht machst Du Dir sogar Sorgen, ob Dein Liebling genügend Schlaf bekommt? Es gibt keine feste Formel dafür, wie viele Stunden ein Baby pro Tag schläft, sondern nur ungefähre Richtwerte, an denen man sich orientieren kann:

 

AlterTäglicher Schlafbedarf Schlafverhalten
0 – 3 Monate16 – 18 Stundengleichmäßig über Tag und Nacht verteilt
3 – 6 Monate14,5 StundenNachtschlaf nimmt zu, Tagschlaf nimmt ab
6 – 9 Monate14 StundenFähigkeit, durchzuschlafen, nimmt zu,
zwei oder mehr Schläfchen
12 Monate14 Stundenein bis zwei Schläfchen am Tag 
18 Monate13,5 Stundenetwa ein Schläfchen am Tag
2 Jahre 13 Stundenetwa ein Schläfchen am Tag
3 Jahre 12,5 Stundenetwa ein Schläfchen am Tag

 

Schlafbedarf und -verhalten ist eine sehr individuelle Angelegenheit und wird sich im Laufe der Kindheit noch so einige Male verändern. Lass Dich nicht von den Aussagen mancher Eltern verunsichern, deren Babys nachts friedlich durchschlafen. Denke immer daran: Es ist vollkommen natürlich, dass Dein Kind nicht schläft wie ein Erwachsener.

Hilfestellungen bei Problemen beim Einschlafen und Durchschlafen

Dein neugeborener Säugling kommt nachts nicht zur Ruhe? Dein 1-jähriges Kind wacht nachts ständig auf und weint? Der Gedanke, dass Kinder das Schlafen erst lernen müssen und das alles ganz normal ist, hilft wenig, wenn Du vollkommen übermüdet darauf wartest, dass Dein Baby endlich einschläft.

Einschlafhilfen bei Schlafproblemen

Es gibt ein paar sehr typische Schlafprobleme und auch Methoden, wie Du Deinem Baby helfen könntest, besser zu schlafen:

  • Dein Baby schläft nicht ein trotz Müdigkeit: Wirkt Dein Baby bereits vollkommen übermüdet, will aber nicht schlafen? Manchen Babys fällt das Einschlafen schwer, wenn sie übermüdet oder überreizt sind. Ein Tag mit viel Aktivitäten ist schön, aber für kleine Kinder auch sehr anstrengend und könnte sie überreizen.

  • Dein Baby schreit und weint, wenn es schlafen gelegt wird: Schreien kann ein Zeichen von Schlafmangel oder Überreizung sein. In diesem Fall sollte man versuchen, tagsüber mehr Ruhephasen einzulegen.

  • Dein Baby schläft nur auf dem Arm ein: Anfangs mag es sich schön anfühlen, Dein Baby sanft in den Schlaf zu wiegen. Ohnehin schlafen Neugeborene zunächst fast immer beim Stillen ein. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, sollte man das Kind im Bett in den Schlaf begleiten, sobald es schläfrig wird (aber noch nicht schläft). So kann es lernen, dass es möglich ist von selbst in einem Bett einzuschlafen. Dafür musst Du es nicht alleine lassen.

  • Dein Baby schläft nicht ohne Hilfsmittel ein: Babys erfüllen sich mit Einschlafhilfen wie Autofahren, auf dem Arm gehalten werden oder dem Stillen kindliche Bedürfnisse. Falls Du das allerdings ausschließlich als vorübergehende Einschlafhilfe gewählt hast, kannst Du langsam Dein Baby an eine andere Begleitung und Bedürfniserfüllung in einem Bett gewöhnen. Bleib gerne dabei, bis Dein Liebling schläft und beruhige ihn mit Deiner Stimme oder sanftem Streicheln.

  • Dein Baby kommt abends nicht zur Ruhe: Nach einem aufregenden Tag ist dies ganz normal. Daher sollten in der letzten Stunde des Tages nach Möglichkeit nur noch ruhige Sachen auf dem Programm stehen. In dieser Zeit könntest Du langsam mit den Zu-Bett-Geh-Ritualen (z. B. Anziehen des Schlafanzuges oder das gemeinsame Aussuchen einer Gute-Nacht-Geschichte) beginnen.

  • Dein Baby schläft unruhig: Sich im Schlaf viel zu bewegen und dadurch unruhig zu wirken, ist für Säuglinge vollkommen normal. Auch neigen sie dazu, nachts häufiger aufzuwachen. Wenn Dein Baby danach nicht mehr einschlafen kann, könntest Du versuchen, Reize wie Licht oder Geräusche stark zu reduzieren.

  • Dein Baby schläft tagsüber und findet nachts keinen Schlaf: Es wird empfohlen, dass ein Baby ab dem sechsten Lebensmonat die längste Wachphase vor dem Nachtschlaf hat, damit es abends zur Ruhe kommt. Bei älteren Kindern sollte man überprüfen, ob ein Mittagsschlaf wirklich noch notwendig ist.

  • Dein Kind kann nach dem Aufwachen nicht mehr einschlafen: Ein Baby kann lernen, alleine wieder einzuschlafen, indem man ihm Nähe signalisiert, dabei aber sehr ruhig bleibt. Du könntest Dein Baby also durch sanfte Worte oder Berührung beruhigen. Lasse das Licht möglichst ausgeschaltet.

Mit Problemen beim Einschlafen und Durchschlafen haben die meisten Eltern zu kämpfen. Mit der Zeit wird es besser werden und bis dahin solltest Du Dir so viel Hilfe wie möglich holen.

Schlafproblem oder Schlafstörung?

In seltenen Fällen liegen den Problemen beim Ein- und Durchschlafen körperliche Ursachen zugrunde. Zu den sogenannten organischen Schlafstörungen zählen:

  • Atmungsstörungen, Schnarchen (Schlafapnoe)

  • verminderte Atemaktivität (Hypoventilationssyndrom)

  • Störung der Schlaf-Wach-Regulation (Narkolepsie)

Dies kommt, ebenso wie Schlafstörungen durch psychische Probleme, bei Babys kaum vor. Bei älteren Kindern, die eventuell Schulsorgen oder Angst vor der Dunkelheit haben, sollte man etwas genauer hinsehen. Bei Schlafproblemen solltest Du Dir frühzeitig Rat bei Deiner Hebamme oder in der Kinderarztpraxis suchen. Zudem kannst Du Dir auf diese Weise wertvolle Tipps holen, wie Dein Baby besser schlafen kann und Du dadurch mehr Erholung bekommst. Vielerorts gibt es außerdem Beratungsstellen rund um das Thema Babyschlaf. Bevor Deine eigene Gesundheit unter dem Schlafmangel leidet, solltest Du Dir Hilfe suchen.

Kann ein Baby schlafen lernen?

Leider gibt es sie nicht: Die Anleitung „So können Babys schlafen lernen.“ Von der Annahme, dass ein Baby richtig schlafen lernen kann, solange man nur das richtige Programm oder ein bestimmtes System verfolgt, sollte man sich verabschieden. Während man früher noch dachte, dass sich Schlafprobleme durch rigoroses „Schlaftraining“ lösen lassen, ist dies mittlerweile sehr umstritten. Sogenannte Schlaflernprogramme erhöhen bei Eltern meist nur den Druck und belasten das Kind unnötig. Heißt das also, dass Du nichts tun kannst, damit Dein Baby lernen kann, nachts zu schlafen? Doch: Babys können schlafen lernen, indem sie mit der Zeit herausfinden, wie sie sich selbst regulieren können. Dabei kannst Du Dein Baby begleiten und unterstützen – mit Routine und Ritualen, die Dein Baby sanft zum Einschlafen bringen. Doch bedenke dabei immer: Ein allgemeingültiges Rezept gibt es auch hierfür nicht. Dein kleiner Liebling ist ebenso ein Individuum wie Du selbst. Erkundet gemeinsam, wie viel Hilfestellung Dein Baby benötigt und welche Rituale Euch beiden guttun.

Mit Einschlafhilfen das Baby sanft zum Einschlafen bringen

Wie also schläft ein Baby besser ein? Mit Nähe, Geborgenheit und vor allem Routine. Hier findest Du ein paar Tipps, wie Du Dein Baby beim Schlafen lernen begleiten kannst.

Richtig dosierte Nähe

Die beste Hilfe, damit ein Baby schlafen lernen kann, ist die körperliche Nähe von Mama oder Papa. Gönne Dir und Deinem Baby deshalb einen ruhigen und entspannten Abschied vom Tag und halte beispielsweise nach dem Schlafen legen noch eine Weile die kleine Hand. Mit sanften Berührungen und Körperkontakt kannst du Deinem Baby helfen, von selbst einzuschlafen. Achte darauf, dass Deine Berührungen nicht zu stimulierend für Dein Baby sind, denn ein zu stimulierender Reiz kann nämlich auch Dein Kind wachhalten. Oftmals reicht es schon, Deinem Baby sanft die Hand aufzulegen. Das richtige Maß der Berührung wirst Du mit der Zeit herausfinden.

Gute-Nacht-Rituale

Das einfachste Einschlafritual hat uns die Natur mitgegeben: Viele Babys schlafen in der ersten Zeit abends einfach beim Trinken ein. Die Nähe, die Wärme, das Nuckeln – all das hilft ihnen zur Ruhe zu kommen. Später kann dies Teil der Einschlafroutine werden: trinken, wickeln, Schlafsack anziehen. Wichtig ist dabei die Wiederholung. Sie vermittelt Sicherheit und signalisiert: Jetzt ist Schlafenszeit! Besonders bewährte Einschlafhelfer bei neugeborenen Babys sind:

  • enger Körperkontakt

  • rhythmische Bewegungen

  • beruhigende Geräusche

  • die Möglichkeit, sich an Mamas Brust oder einem Schnuller in den Schlaf zu nuckeln

Wenn Dein Baby ein paar Monate älter ist, könntest Du das Gute-Nacht-Ritual um ein oder zwei Elemente erweitern:

  • eine sanfte Massage

  • das Vorsingen eines Schlafliedes

  • das Vorspielen einer Spieluhr

  • das Vorlesen einer Geschichte

Es sollte Dir kein Kopfzerbrechen bereiten, wenn Du Dein Baby mal ohne das gewohnte Ritual schlafen legen musst. Solange die Eltern da sind, wird Dein Schatz auch ohne die vertraute Routine zurechtkommen.

So können Babys schlafen lernen: Tipps und Tricks

In erster Linie geht es darum, abends eine Atmosphäre schaffen, mit der Dein Baby zur Ruhe kommt. Neben den bereits erwähnten Dingen könnten folgende Tipps noch hilfreich sein:

  • Dunkelheit macht müde: Wenn es dunkel wird, schüttet der Körper das Schlafhormon Melatonin aus. Dieses hilft Erwachsenen wie Kindern beim Einschlafen. Das Gute-Nacht-Ritual für Dein Baby solltest Du deshalb am besten im Dämmerlicht durchführen.

  • Langsames Ausklingen: Zu einer entspannten Atmosphäre kannst Du auch beitragen, wenn Du Dein Kind nicht unverhofft aus seinem Spiel reißt. Kündige es rechtzeitig an, wenn Du Dein Baby zum Schlafen fertig machen möchtest. So kann Dein kleiner Schatz in Ruhe zu Ende zu spielen und Du wirst es leichter haben, ihn ins Bett zu bringen.

  • Flexibel bleiben: Kinder mögen feste Rituale. Jedoch ändern sich die Bedürfnisse und Wünsche mit der Zeit. Bleibe daher flexibel und passe das Gute-Nacht-Ritual entsprechend an.

  • Gegenseitig entlasten: Wenn Du die Möglichkeit hast, wechsele Dich mit Deinem Partner / Deiner Partnerin ab. Mal kann der eine Elternteil das Baby schlafen legen, mal der andere. Das trägt zur Entlastung und Entspannung bei.

  • Schlaftagebuch: Sollte Dir das Schlafverhalten Deines Babys Sorgen bereiten, führe am besten über mehrere Wochen hinweg ein Schlaftagebuch und besprich Deine Beobachtungen mit Deiner Hebamme oder Deinem Kinderarzt / Deiner Kinderärztin.

Schlaf und schlafen lernen ist eines der ganz großen Themen für Eltern. Es gibt kaum ein Baby, das seine Eltern durchschlafen lässt. Daher ist es auch völlig in Ordnung, wenn Du mal einen schlechten Tag hast oder ganz einfach im Schlafanzug bleibst und Deine To-do-Liste beiseite schiebst.

FAKTEN IM ÜBERBLICK

Wenn Babys lernen, sich selbst zu regulieren, könnte es ihnen leichter fallen zu schlafen. Dabei können Routinen und Ruhe am Abend helfen.

Neben dem Stillen ist Schlafen wohl das größte und auch emotionalste Thema, mit dem es Eltern in den ersten Jahren zu tun haben. Mit der Zeit werden Du und Dein Baby lernen, gemeinsam einen Rhythmus zu finden, den Tag entspannt ausklingen zu lassen und leichter in den Schlaf zu finden.

Zur Entstehung dieses Artikels:

Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen, fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer Deinen Arzt bzw. Deine Ärztin.

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