
Können Babys schlafen lernen?
5 Min.Aktualisiert am 11 Juli 2022
5 Min.Aktualisiert am 11 Juli 2022
Wie kann ein Baby schlafen lernen? Diese Frage stellen sich nahezu alle Eltern früher oder später, wenn das Baby partout nicht schlafen kann und sich langsam Übermüdung und manchmal auch Verzweiflung einstellt. Kann ein Baby überhaupt einschlafen und durchschlafen lernen – und wenn ja, wie?
Die Entwicklung des Babyschlafes
Um Dein Baby und seine Schlafgewohnheiten im ersten Jahr besser verstehen zu können, ist es sinnvoll, sich bewusst zu machen, dass Babys in Sachen Schlaf anders ticken als Erwachsene. Auch kann ein Baby schlafen weder lernen noch trainieren.
Vielmehr geht es darum, die eigenen Schlafbedürfnisse mit denen Deines Kindes unter einen Hut zu bringen.
Der Tag-Nacht-Rhythmus von Babys
Dass ein neugeborenes Kind nicht immer so schlafen kann, wie die Eltern sich das wünschen würden, ist ganz normal, denn im Babybauch gibt es keinen Tag-Nacht-Rhythmus. Die Schlaf- und Wachperioden stellen sich erst kurz vor der Geburt, circa in der 36. Schwangerschaftswoche, ein. Davor geborene Frühchen müssen dies also selbst erst noch erfahren.
Vor der 36. SSW befindet sich ein Fötus in einem Bewusstseinszustand jenseits von tiefem Schlaf oder vollkommenem Wachsein. Die Schlaf- und Wachperioden danach orientieren sich nicht an denen der Mutter oder gar einem echten Tag-Nacht-Rhythmus.
Nach der Geburt etabliert sich innerhalb der ersten drei Lebensmonate ein Essen- und Schlafrhythmus. Bis ein Baby gelernt hat zu schlafen und sich der Körper an einen 24-Stunden-Rhythmus angepasst hat, dauert es manchmal bis zu drei Jahren .
Bei Säuglingen sind die vergleichsweise kurzen Schlafphasen (ca. 50 Minuten) noch gleichmäßig über den Tag und die Nacht verteilt. Sie bestehen vorwiegend aus dem leichteren REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement-Schlaf), der mit Träumen, unruhigen Bewegungen und einer unregelmäßigen Atmung einhergeht.
Durchschlafen lernen: Wann hat ein Baby das circa geschafft?
Wenn man vom Durchschlafen spricht, bedeutet das nicht, dass Dein Baby acht bis neun Stunden am Stück tief und fest schläft. Für ein Baby ist es völlig normal und sogar gesund, mehrmals pro Nacht kurz wach zu werden.
Bis zum vierten Lebensmonat verlängern sich Schritt für Schritt die Schlaf-Wach-Perioden und Dein Baby wäre theoretisch in der Lage, längere Zeit am Stück zu schlafen. Dennoch bleibt das Durchschlafen oft nur ein Wunschgedanke vieler Eltern.
Bis wann Babys das Durchschlafen lernen, variiert extrem. Meist gelingt das frühstens ab dem sechsten Lebensmonat. Einige schlafen hingegen tatsächlich schon mit drei Monaten relativ lang. Laut einer Umfrage der Eltern-Selbsthilfeorganisation GEPS e.V. schläft allerdings nur die Hälfte der Einjährigen durch. Eine generelle Aussage lässt sich darüber also nicht treffen.
Wie viel Schlaf ist für Kinder die Norm?
Testet Dein Baby gerade Deine Geduld, weil es nicht einschlafen kann oder nachts ständig aufwacht? Vielleicht machst Du Dir sogar Sorgen, ob Dein Liebling genügend Schlaf bekommt? Es gibt keine feste Formel dafür, wie viele Stunden ein Baby pro Tag schläft, sondern nur ungefähre Richtwerte, an denen man sich orientieren kann:
Schlafbedarf und -verhalten ist eine sehr individuelle Angelegenheit und wird sich im Laufe der Kindheit noch so einige Male verändern. Lass Dich nicht von den Aussagen mancher Eltern verunsichern, deren Babys nachts friedlich durchschlafen. Denke immer daran: Es ist vollkommen natürlich, dass Dein Kind nicht schläft wie ein Erwachsener.
Hilfestellungen bei Problemen beim Einschlafen und Durchschlafen
Dein neugeborener Säugling kommt nachts nicht zur Ruhe? Dein 1-jähriges Kind wacht nachts ständig auf und weint? Der Gedanke, dass Kinder das Schlafen erst lernen müssen und das alles ganz normal ist, hilft wenig, wenn Du vollkommen übermüdet darauf wartest, dass Dein Baby endlich einschläft.
Einschlafhilfen bei Schlafproblemen
Es gibt ein paar sehr typische Schlafprobleme und auch Methoden, wie Du Deinem Baby helfen könntest, besser zu schlafen:
Mit Problemen beim Einschlafen und Durchschlafen haben die meisten Eltern zu kämpfen. Mit der Zeit wird es besser werden und bis dahin solltest Du Dir so viel Hilfe wie möglich holen.
Schlafproblem oder Schlafstörung?
In seltenen Fällen liegen den Problemen beim Ein- und Durchschlafen körperliche Ursachen zugrunde. Zu den sogenannten organischen Schlafstörungen zählen:
Dies kommt, ebenso wie Schlafstörungen durch psychische Probleme, bei Babys kaum vor. Bei älteren Kindern, die eventuell Schulsorgen oder Angst vor der Dunkelheit haben, sollte man etwas genauer hinsehen.
Bei Schlafproblemen solltest Du Dir frühzeitig Rat bei Deiner Hebamme oder in der Kinderarztpraxis suchen.
Zudem kannst Du Dir auf diese Weise wertvolle Tipps holen, wie Dein Baby besser schlafen kann und Du dadurch mehr Erholung bekommst. Vielerorts gibt es außerdem Beratungsstellen rund um das Thema Babyschlaf. Bevor Deine eigene Gesundheit unter dem Schlafmangel leidet, solltest Du Dir Hilfe suchen.
Kann ein Baby schlafen lernen?
Leider gibt es sie nicht: Die Anleitung „So können Babys schlafen lernen.“ Von der Annahme, dass ein Baby richtig schlafen lernen kann, solange man nur das richtige Programm oder ein bestimmtes System verfolgt, sollte man sich verabschieden.
Während man früher noch dachte, dass sich Schlafprobleme durch rigoroses „Schlaftraining“ lösen lassen, ist dies mittlerweile sehr umstritten. Sogenannte Schlaflernprogramme erhöhen bei Eltern meist nur den Druck und belasten das Kind unnötig.
Heißt das also, dass Du nichts tun kannst, damit Dein Baby lernen kann, nachts zu schlafen? Doch: Babys können schlafen lernen, indem sie mit der Zeit herausfinden, wie sie sich selbst regulieren können. Dabei kannst Du Dein Baby begleiten und unterstützen – mit Routine und Ritualen, die Dein Baby sanft zum Einschlafen bringen.
Doch bedenke dabei immer: Ein allgemeingültiges Rezept gibt es auch hierfür nicht. Dein kleiner Liebling ist ebenso ein Individuum wie Du selbst. Erkundet gemeinsam, wie viel Hilfestellung Dein Baby benötigt und welche Rituale Euch beiden guttun.
Mit Einschlafhilfen das Baby sanft zum Einschlafen bringen
Wie also schläft ein Baby besser ein? Mit Nähe, Geborgenheit und vor allem Routine. Hier findest Du ein paar Tipps, wie Du Dein Baby beim Schlafen lernen begleiten kannst.
Richtig dosierte Nähe
Die beste Hilfe, damit ein Baby schlafen lernen kann, ist die körperliche Nähe von Mama oder Papa. Gönne Dir und Deinem Baby deshalb einen ruhigen und entspannten Abschied vom Tag und halte beispielsweise nach dem Schlafen legen noch eine Weile die kleine Hand.
Mit sanften Berührungen und Körperkontakt kannst du Deinem Baby helfen, von selbst einzuschlafen. Achte darauf, dass Deine Berührungen nicht zu stimulierend für Dein Baby sind, denn ein zu stimulierender Reiz kann nämlich auch Dein Kind wachhalten. Oftmals reicht es schon, Deinem Baby sanft die Hand aufzulegen. Das richtige Maß der Berührung wirst Du mit der Zeit herausfinden.
Gute-Nacht-Rituale
Das einfachste Einschlafritual hat uns die Natur mitgegeben: Viele Babys schlafen in der ersten Zeit abends einfach beim Trinken ein. Die Nähe, die Wärme, das Nuckeln – all das hilft ihnen zur Ruhe zu kommen. Später kann dies Teil der Einschlafroutine werden: trinken, wickeln, Schlafsack anziehen. Wichtig ist dabei die Wiederholung. Sie vermittelt Sicherheit und signalisiert: Jetzt ist Schlafenszeit!
Besonders bewährte Einschlafhelfer bei neugeborenen Babys sind:
Wenn Dein Baby ein paar Monate älter ist, könntest Du das Gute-Nacht-Ritual um ein oder zwei Elemente erweitern:
Es sollte Dir kein Kopfzerbrechen bereiten, wenn Du Dein Baby mal ohne das gewohnte Ritual schlafen legen musst. Solange die Eltern da sind, wird Dein Schatz auch ohne die vertraute Routine zurechtkommen.
So können Babys schlafen lernen: Tipps und Tricks
In erster Linie geht es darum, abends eine Atmosphäre schaffen, mit der Dein Baby zur Ruhe kommt. Neben den bereits erwähnten Dingen könnten folgende Tipps noch hilfreich sein:
Schlaf und schlafen lernen ist eines der ganz großen Themen für Eltern. Es gibt kaum ein Baby, das seine Eltern durchschlafen lässt. Daher ist es auch völlig in Ordnung, wenn Du mal einen schlechten Tag hast oder ganz einfach im Schlafanzug bleibst und Deine To-do-Liste beiseite schiebst.
FAKTEN IM ÜBERBLICK
Wenn Babys lernen, sich selbst zu regulieren, könnte es ihnen leichter fallen zu schlafen. Dabei können Routinen und Ruhe am Abend helfen.
Neben dem Stillen ist Schlafen wohl das größte und auch emotionalste Thema, mit dem es Eltern in den ersten Jahren zu tun haben. Mit der Zeit werden Du und Dein Baby lernen, gemeinsam einen Rhythmus zu finden, den Tag entspannt ausklingen zu lassen und leichter in den Schlaf zu finden.
Zur Entstehung dieses Artikels:
Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen, fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer Deinen Arzt bzw. Deine Ärztin.
Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen, fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer Deinen Arzt bzw. Deine Ärztin.
- Bund Deutscher Hebammen (Hrsg.): Das Neugeborene in der Hebammenpraxis. Hippokrates Verlag. Stuttgart. 2004.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Schlafbedarf und Schlafdauer
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Stichwort „Schlaflernprogramme“
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Wann Babys einschlafen und durchschlafen – Tipps für eine ruhige Nacht
- DGKJ: Mein Kind schläft nicht
- GEPS: Die optimale Schlafumgebung für Ihr Baby
- Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde: Hat mein Kind Schlafprobleme?
- Spezialambulanz für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern
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