Nachtschreck bei Kindern und Babys – Ursachen, Symptome & Maßnahmen

Für Eltern ist es erschreckend: Das Kind wacht nachts plötzlich auf und schreit hysterisch. Es scheint dabei weder zu schlafen noch richtig wach zu sein und lässt sich kaum beruhigen. Dabei könnte es sich, nicht wie vermutet, um einen Albtraum, sondern um den sogenannten Nachtschreck handeln. Wir erklären, was es mit dem Nachtschreck auf sich hat und was du tun kannst.

Nachtschreck (Pavor nocturnus) – Was steht dahinter?

Wenn Kinder und Babys nachts weinend aufwachen, gehen Eltern meist davon aus, dass die Kleinen Albträume haben. In den meisten Fällen trifft dies auch zu und das Kind lässt sich schnell beruhigen. Beim Nachtschreck hingegen, finden Eltern kaum Zugang zu ihrem Kind, wenn es nachts schreit.

Der Nachtschreck: eine Schlafstörung

Der Nachtschreck (Pavor nocturnus) ist eine Aufwachstörung, wird jedoch oft auch als Schlafstörung bezeichnet. Auch der Begriff Parasomnie fällt manchmal im Kontext des Nachtschrecks und fasst (unerwünschte) Verhaltensweisen, die beim Einschlafen, im Schlaf oder beim Aufwachen auftreten, zusammen.

Neben dem Pavor nocturnus zählen auch

  • Schlafwandeln

  • Albträume

  • Zähneknirschen

  • Sprechen im Schlaf zu den Parasomnien.

Im Falle des Nachtschrecks werden Kinder nachts scheinbar plötzlich von Angst und Panik erfasst. Obwohl sie wach wirken, sind sie kaum ansprechbar. Diese Schlafstörung betrifft nur etwa drei bis sechs Prozent aller Kinder und wirkt auf die Eltern sehr beängstigend und verunsichernd.

Dennoch gehört der Nachtschreck zu den harmlosen Schlafstörungen und das Kind schläft in der Regel nach einem kurzen Schreckanfall schnell wieder an. Im Gegensatz zu Albträumen erinnern sich Betroffene nicht an die nächtlichen Ereignisse.

In welchem Alter und wie häufig tritt der Nachtschreck auf?

Der Nachtschreck tritt am häufigsten im Alter zwischen zwei und sechs Jahren auf. Er kann auch vermehrt bei Kindern im Vorschul- und Grundschulalter – also zwischen vier und zwölf Jahren – auftreten. Obwohl es vereinzelt sicherlich Fälle geben mag, so ist es dennoch eher selten, dass Babys (im Alter zwischen ein und zwei Jahren) davon betroffen sind.

Etwa drei bis sechs von einhundert Kindern schrecken gelegentlich oder auch phasenweise regelmäßiger auf. Der Nachtschreck tritt meist in den ersten zwei bis drei Stunden nach dem Einschlafen auf und dauert nur einige wenige Minuten an.

Jungen scheinen davon häufiger betroffen zu sein als Mädchen. In der Regel nehmen die Nachtschreck-Episoden mit zunehmendem Alter von allein wieder ab und nur sehr selten werden Erwachsene (weniger als ein Prozent) noch vom Nachtschreck heimgesucht.

Wie äußert sich ein Nachtschreck?

Bei einer Nachtschreck-Episode haben Kinder ihre Augen geöffnet. Daher gehen viele Außenstehende erst einmal davon aus, dass möglicherweise etwas passiert ist, was das Kind aufgeweckt haben mag und ihm nun große Angst einjagt.

In Wirklichkeit handelt es sich aber womöglich um einen Nachtschreck und es gibt keine äußeren Ursachen dafür. Um nächtliche Angstattacken besser einordnen zu können, ist es hilfreich zu wissen, wie genau sich der Nachtschreck äußert.

Typisch sind folgende Symptome:

  • lautes, panisches Schreien

  • aufgeregtes, verängstigtes Verhalten

  • aufrechtes Sitzen im Bett

  • evtl. Herumlaufen

  • schnelle Atmung

  • rascher Herzschlag

  • erweiterte Pupillen

  • Schweiß

  • keine Reaktion auf Ansprache oder Beruhigungsversuche

  • um Hilfe bittend und gleichzeitig Abwehrreaktionen

  • nach kurzer Zeit plötzliches Ende der Panikattacke

  • keine Erinnerung an das Ereignis

Des Weiteren wäre es nicht ungewöhnlich, wenn dem Nachtschreck auch Schlafwandeln vorausgehen oder nachfolgen würde.

Was löst den Nachtschreck aus?

Der Nachtschreck ist meist völlig harmlos, aber für Eltern im wahrsten Sinne des Wortes ein Schreck. Seine Ursache ist noch nicht vollständig geklärt.

Der Nachtschreck im Kontext der Schlafphasen

Während der Nacht durchlaufen sowohl Kinder als auch Erwachsene mehrere Schlafzyklen, die aus verschiedenen Phasen bestehen. In den meisten Zyklen wechselt ein Kind zwischen dem Traumschlaf (REM-Schlaf) und dem traumlosen Schlaf (Nicht-REM-Schlaf) hin und her.

Das Verhältnis zwischen Nicht-REM- und REM-Schlaf variiert innerhalb einer Schlafperiode. Die erste Phase des REM-Schlafs ist kurz, wird aber im Laufe der Nacht immer länger, während die Nicht-REM-Schlafphasen immer kürzer werden:

Bis hierhin ist die Erklärung der Schlafphasen in der Nacht richtig, aber passt nicht zum Nachtschreck, da der Nachtschreck nur im ersten Teil der Nacht, also in der Tiefschlafphase stattfindet. Der Übergang zum REM-Schlaf findet dann statt, wenn das Kind aus der ersten Tiefschlafphase (2-3 Stunden nach dem Einschlafen) in den zweiten Teil der Nacht wechselt.

Der Nachtschreck tritt im Übergang vom Tiefschlaf zum REM-Schlaf auf. Expert:innen gehen davon aus, dass das kindliche Gehirn den richtigen Übergang zwischen den Schlafphasen erst mit der Zeit erlernt. Ist das Nervensystem überreizt, stört es diesen Übergang und löst den Nachtschreck aus.

Was begünstigt den Nachtschreck?

Expert:innen zufolge können bestimmte Faktoren das Auftreten von Nachtschreck-Episoden begünstigen:

  • körperlicher und seelischer Stress (z. B. Leistungsdruck)

  • Schlafmangel, Übermüdung und Erschöpfung

  • extreme psychische Belastungen und Veränderungen

  • Krankheit, Fieber und bestimmte Medikamente

  • familiäre, genetische Veranlagung

Der Nachtschreck ist kein Albtraum und sollte auch nicht als solcher verstanden werden: Der Nachtschreck ist also kein Ausdruck einer emotionalen Störung oder eines unbewältigten Konfliktes. Sollte auch dein Kind Symptome zeigen, musst du dir daher keine Sorgen machen.

Was du bei Nachtschreck tun kannst

Dem Nachtschreck stehen viele Eltern hilflos gegenüber, da alle Beruhigungsmethoden, die sonst so gut funktionieren, oft fehlschlagen.

Wie kannst du dich während einer Nachtschreck-Episode verhalten?

So schwer es dir vielleicht auch fallen mag, das Wichtigste ist, ruhig zu bleiben, wenn dein Liebling vom Nachtschreck heimgesucht wird. Halte dich währenddessen unbedingt in seiner/ihrer direkten Nähe auf und stelle sicher, dass sich dein Kind nicht verletzen kann. Polstere beispielsweise harte Kanten mit einem Kissen ab und blockiere Treppenaufgänge. Besondere Vorsicht ist bei Hochbetten geboten.

Versuche dein Kind nicht aufzuwecken. Warte ab, bis der Nachtschreck nach wenigen Minuten wieder vorbei ist. Wenn dein Schatz doch aufwacht, ist er/sie möglicherweise benommen und verwirrt und benötigt länger, um sich zu beruhigen und wieder einzuschlafen.

In der Regel schlafen Kinder innerhalb weniger Minuten von selbst wieder ein und erinnern sich nicht mehr an die Vorkommnisse. Erzähle deinem Kind am nächsten Tag nicht alle Einzelheiten. Das kann insbesondere bei einem Kleinkind Ängste auslösen und dazu führen, dass es auch in der nächsten Nacht schlecht schläft.

Nächtliche Angstzustände können sehr beunruhigend sein. Die beste Art, damit umzugehen, ist es, einfach abzuwarten und darauf zu achten, dass dein Kind sich nicht verletzt.

Kann man dem Nachtschreck vorbeugen?

Sollte dein Kind zum Nachtschreck neigen und sich dabei viel bewegen, könnte es hilfreich sein, ein Bettgitter anzubringen, damit es nicht versehentlich aus dem Bett fallen kann. Älteren Kindern könnte man eine weiche Unterlage oder Matratze neben das Bett legen, sodass sie bei einem Sturz weich landen.

Der Nachtschreck ist für gewöhnlich nicht behandlungsbedürftig. Möchtest du dennoch etwas tun, kannst du folgende Dinge probieren, um ihn vorzubeugen:

  • Stress im Alltag reduzieren

  • einen geregelten Tagesablauf mit viel Bewegung etablieren

  • die Zeit vor dem Schlafengehen ruhig gestalten – ohne Medienkonsum

  • Einschlafrituale (wie Vorlesen und Schlaflieder) einführen

  • für ausreichend Schlaf sorgen

Hatte dein Kind einen besonders anstrengenden Tag oder wacht es morgens sehr müde auf, versuche es früher ins Bett zu bringen. Selbst wenn dein Liebling dann noch nicht gleich einschläft, so kann dies dennoch dazu beitragen, den Tag Revue passieren und ruhig ausklingen zu lassen.

Ab wann ist beim Nachtschreck ärztliche Hilfe nötig?

Zur Kinderärztin oder dem Kinderarzt musst du in der Regel nicht gehen. Der Nachtschreck ist normalerweise eine harmlose Schlafstörung und führt bei Kindern nicht zu bleibenden Schäden.

Hole dir vorsichtshalber ärztlichen Rat, wenn der Nachtschreck:

  • über einen längeren Zeitraum fast jede Nacht auftritt.

  • tagsüber ausgeprägte Müdigkeit verursacht.

  • zu besonders aggressiven Verhaltensweisen mit hoher Verletzungsgefahr führt.

  • dich oder andere Familienmitglieder sehr stark belastet.

  • dein Baby noch sehr jung ist.

Da sich der Nachtschreck von allein wieder „verwächst“ ist normalerweise keine Behandlung erforderlich. Nutze dennoch die regelmäßig stattfinden U-Untersuchungen dazu, mit eurem Kinderarzt / eurer Kinderärztin darüber zu sprechen.

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*Gib die Ergebnisse der letzten Messung deines Babys ein. **Quelle: Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Nachtschreck (Pavor nocturnus) oder Albtraum? - Wie du den Unterschied erkennst

Einem Kind oder Baby beim Schlafen zuzusehen, ist magisch und sicherlich wünschen sich alle Eltern, dass die Kleinen jede Nacht wie auf Wolken schlafen. Wenn Babys im Schlaf schreien oder Kleinkinder plötzlich schweißgebadet aufwachen, verunsichert das viele Eltern: Handelt es sich um einen Albtraum oder um den Nachtschreck?

Im Gegensatz zum Albtraum, kann sich ein Kind am nächsten Morgen nicht mehr erinnern, dass es nachts für kurze Zeit völlig außer sich war. Der Nachtschreck unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten vom Albtraum:

Unterschiede zwischen Albtraum und Nachtschreck bei Kindern
 AlbtraumNachtschreck
(Pavor nocturnus)
Alterab einem Alter von 2 Jahrenmeist zwischen zwei und sechs Jahren
Zeitfenster nachtsin zweiter Nachthälfte während REM-Schlafphase2-3 Stunden nach dem Einschlafen (Länge: wenige Minuten) 
typisches Verhalten
  • weinen
  • verängstigt
  • Schutzsuchend
  • Hilfe annehmend
  • panisches Weinen und Schreien
  • geöffnete Augen, dennoch nicht ansprechbar
  • Beruhigungsversuche schlagen fehl
Rückkehr in den Schlafproblematisch schnelles Weiterschlafen
Erinnerungsvermögen
  • schwache bis lebhafte Erinnerung
  • möglicherweise Wunsch des Kindes darüber zu sprechen
keine Erinnerung
Zugrundeliegende Problemeggf. Ausdruck innerer Ängstekein erkennbarer Zusammenhang mit emotionalen Problemen
Bewältigungsstrategien
  • trösten
  • beruhigen
  • sprechen
  • nicht wecken
  • begleiten
  • Verletzungsgefahr ausschließen
langfristige Maßnahmen
  • Bildschirmzeit vor dem Schlafen vermeiden
  • ruhige Schlafrituale
  • bei anhaltenden Albträumen ärztlichen Hilfe suchen
  • Übermüdung vermeiden
  • lässt mit zunehmendem Alter von allein nach

 

FAKTEN IM ÜBERBLICK

Der Nachtschreck ist eine Form der Schlafstörung. Während eines nächtlichen Schreckens wirkt das Kind stark verängstigt oder panisch. Es könnte weinen, schreien und sich im Bett aufrichten. Dabei ist es weder wach noch kann es sich am nächsten Tag an die Ereignisse erinnern.

Schreit dein Kind nachts und ist panisch, jagt dies sicherlich auch dir Angst ein. Die gute Nachricht ist, dass es sich beim Nachtschreck um eine meist harmlose und vor allem vorübergehende Schlafstörung handelt, die für dein Kind ohne Folgen bleibt. Versuche ruhig zu bleiben und dem Nachtschreck nicht zu viel Bedeutung beizumessen.

Zur Entstehung dieses Artikels: Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen, fachspezifischen und öffentlichen Quellen. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deinen Arzt bzw. deine Ärztin.

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