
Elterngeld-Überblick: Von der Berechnung bis zur Antragstellung
Damit du dich während deiner Elternzeit vollends deinem kleinen Schatz widmen kannst, gleicht der Staat deinen Verdienstausfall teilweise mit dem sogenannten Elterngeld aus. Die Höhe des Geldes hängt von dem Gehalt ab, das du vor deiner Elternzeit bezogen hast.
Die Berechnung des Elterngeldes und des Bezugszeitraumes ist allerdings recht komplex. Daher erklären wir dir im Folgenden, was man beachten muss und wie das Elterngeld berechnet wird.
Was ist Elterngeld?
Als Mutter oder Vater steht dir eine Auszeit vom Beruf (Elternzeit) und eine Ausgleichszahlung für den Verdienstausfall zu. Beides sind Leistungen, die der Staat übernimmt, damit Eltern über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, um ihr Kind zu Hause zu betreuen.
Das Elterngeld ist die größte Ausgabe für das Bundesfamilienministerium. Wie an vielen anderen Stellen auch, kommt es hier zu Einsparungen. Daher gelten für alle Geburten ab dem 1. April 2024 neue Regeln zur Berechnung des Elterngeldes und zur Länge des Bezuges. Dies betrifft hauptsächlich die Einkommensgrenzen und das Basiselterngeld.
Unser Artikel berücksichtigt diese Neuregelungen. Sollte dein Baby bis einschließlich 31. März 2024 geboren worden sein, wende dich bitte für die Berechnung des Elterngeldes an die zuständige Elterngeldstelle deines Wohnortes.
Wer bekommt Elterngeld?
Fast allen Eltern in Deutschland steht diese staatliche Unterstützung zu. Um Elterngeld zu erhalten, müssen lediglich die folgenden Kriterien erfüllt werden:
Die Höhe des Elterngeldes ergibt sich aus deinem Gehalt vor der Elternzeit. Damit du das Geld beziehen kannst, musst du vorher aber nicht unbedingt erwerbstätig gewesen sein. In diesem Fall würdest du eine Pauschale erhalten.
Nicht jedes Kind, das mit einem Erwachsenen im selben Haushalt wohnt und von ihm betreut wird, ist ein leibliches Kind:
Für ein Pflegekind gibt es kein Elterngeld. Allerdings ist es möglich, stattdessen andere Leistungen, wie das Kindergeld, zu beantragen.
Die verschiedenen Elterngeld-Varianten und Beispiele
Das Elterngeld kann dir in unterschiedlichen Phasen deiner Elternzeit ausgezahlt werden.
Welche Elterngeld-Modelle gibt es?
Es gibt mehrere Elterngeld-Varianten, sodass du je nach deiner persönlichen Situation entscheiden kannst, wie und wann du dieses Geld in Anspruch nehmen möchtest.
Folgende Modelle stehen dir zur Verfügung:
Diese Modelle lassen sich miteinander kombinieren. Die Höhe deines Elterngeldes kannst du erst berechnen, wenn du entschieden hast, wie lange du Elternzeit beantragst und welche Elterngeld-Variante für dich infrage kommt.
Das Basiselterngeld
Das Basiselterngeld kannst du für zwölf Monate beantragen. Sollte dein:e Partner:in auch Elternzeit in Anspruch nehmen wollen, kann das Basiselterngeld um zwei zusätzliche Monate (Partnermonate) verlängert werden. Der Berechnungszeitraum beläuft sich dann also auf insgesamt 14 Monate. Diese kannst du dir individuell mit deinem/deiner Partner:in teilen.
Bei den Partnermonaten musst du Folgendes beachten:
Allgemein gilt für das Basiselterngeld:
Zwei Beispiele könnten so aussehen:


Das ElterngeldPlus
Das ElterngeldPlus kann doppelt so lange bezogen werden wie das Basiselterngeld – also inklusive der Partnermonate insgesamt 28 Monate. Allerdings bekommt man in diesem Fall pro Monat nur die Hälfte des Geldes.
Für das ElterngeldPlus und die Berechnung gilt:
In den zwei folgenden Beispielen kannst du sehen, wie man die ElterngeldPlus-Monate aufteilen könnte:
□Basiselterngeld
□ElterngeldPlus

Eine andere Möglichkeit wäre die folgende:

Der Partnerschaftsbonus
In Kombination mit dem ElterngeldPlus könntest du zusammen mit deinem/deiner Partner:in zwischen zwei bis vier Monate lang Partnerschaftsbonus beantragen. Den Antrag darauf kannst du stellen, wenn du und dein:e Partner:in in dieser Zeit in Teilzeit arbeiten.
Dabei gilt:
Es könnte sich beispielsweise folgende Aufteilung ergeben:
□Basiselterngeld
□ElterngeldPlus
□Partnerschaftsbonus

Es ist nicht immer einfach, so weit in die Zukunft zu planen. Sollte sich an deinem Arbeitsaufkommen im Laufe der Zeit etwas ändern, informiere daher umgehend deine Elterngeldkasse, damit sie diese Tatsache bei der Berechnung der Partnerschaftsmonate berücksichtigen kann.
Wie viel Elterngeld bekommt man?
Die Höhe des Elterngeldes hängt zum einen von der Variante ab, für die du dich entscheidest und zum anderen von dem Gehalt, was du bis zum Beginn der Elternzeit bekommen hast.
Wie hoch ist das Elterngeld?
Das Elterngeld wird ganz individuell berechnet. Dabei legt die Elterngeldkasse dein Netto-Einkommen der letzten zwölf Monate vor der Geburt deines Babys zugrunde.
Du erhältst 65 Prozent dieses Netto-Betrages als Basiselterngeld. Sollte dein Netto-Einkommen über einer bestimmten Grenze liegen, bekommst du eine Pauschale von 1.800 Euro ausgezahlt.
Lag der Netto-Lohn vor der Geburt unter 1.240 Euro monatlich, steigt der Prozentsatz. In jedem Fall hast du aber ein Anrecht auf mindestens 300 Euro Basiselterngeld – auch, wenn du vor der Geburt arbeitslos warst oder keinen Lohn erhalten hast.
Im Überblick sieht dies wie folgt aus:
Einkommensgrenze für das Elterngeld
Haben Elternpaare oder Alleinerziehende zusammen 200.000 Euro zu versteuerndes Einkommen zur Verfügung, haben sie keinen Anspruch auf Elterngeld. Dies gilt für alle Geburten ab dem 1. April 2024. Für Eltern, deren Kind ab dem 1. April 2025 geboren wird, verringerte sich diese Einkommensgrenze auf 175.000 Euro.
Für Geburten ab dem 1. September 2021 bis einschließlich 31. März 2024 gilt eine Einkommensgrenze von 300.000 Euro für Paare und 250.000 Euro für Alleinerziehende.
Im Gegensatz zur Berechnung des Elterngeldes wird bei diesen Grenzen der Brutto-Betrag und nicht das Netto-Einkommen vor der Geburt herangezogen.
Das Brutto-Gehalt kann höher ausfallen als das zu versteuernde Einkommen. Vom Brutto-Betrag werden zum Beispiel noch Sonderausgaben oder Freibeträge abgezogen. Welches Einkommen schlussendlich versteuert werden muss, findest du in deinem Steuerbescheid.
Wie du dein Elterngeld berechnen kannst: Beispiele und Berechnungsgrundlage
Hast du dich für eine Elterngeld-Variante bzw. eine Kombination aus den Modellen entschieden, kannst du dir die Höhe des Zuschusses berechnen.
Berechnungsgrundlage für das Elterngeld
Die Elterngeldberechnung hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Das Elterngeld berechnet sich wie bereits erwähnt aus dem Gehalt, das du in den vergangenen zwölf Monaten (abzüglich des Mutterschutzes) vor der Geburt deines Kindes bezogen hast. Diese Zeitspanne nennt man Bemessungszeitraum.
Beispiele zur Berechnung des Basiselterngeldes
Du erhältst 65 Prozent deines ursprünglichen Netto-Einkommens:
Solltest du während der Elternzeit zum Beispiel in Teilzeit weiterarbeiten, bekommst du 65 Prozent der Differenz deines Netto-Einkommens vor und nach der Geburt:
Beispiele zur Berechnung von EltergeldPlus und des Partnerschaftsbonus
Zwischen dem ElterngeldPlus und dem Partnerschaftsbonus gibt es rein rechnerisch keinen Unterschied: Die Höhe entspricht ganz einfach der Hälfte des Basiselterngeldes. Auch der Mindestsatz von 300 Euro reduziert sich um die Hälfte (150 Euro pro Monat). Dafür erhältst du das Geld aber doppelt so lange.
Falls du Teilzeit arbeiten solltest, musst du bei der Berechnung von ElterngeldPlus bzw. des Partnerschaftsbonus beachten, dass es einen sogenannten Decklungsbetrag gibt. Die Höhe der Auszahlung ist also begrenzt. Die Grenze ergibt sich aus deinem theoretischen Basiselterngeld (ohne Einkommen).
Beziehst du nach der Geburt ein Einkommen, könnte die Berechnung etwa so aussehen:
In dieser Beispielrechnung ist das ElterngeldPlus bzw. der Partnerschaftsbonus nicht höher als der Decklungsbetrag. Anders würde es sich hier verhalten:
Das Basiselterngeld (975 Euro) ist in diesem Beispiel höher als der errechnete Decklungsbetrag. In diesem Fall würden also die 650 Euro gelten.
Bei all diesen Berechnungen handelt es sich lediglich um Beispiele. Dein persönliches Elterngeld könnte sich ganz anders gestalten. Mit einem Elterngeldrechner kannst du dir dein ungefähres Elterngeld berechnen.
Kontaktiere am besten deine Elterngeldstelle, wenn du unsicher sein solltest, wie hoch dein Anspruch auf das Elterngeld genau ist und wie viel du bei deiner Beschäftigung in Teilzeit verdienen darfst.
Berechnung des Elterngeldes und die vielen Ausnahmen
Jede Familie hat andere Bedürfnisse und Einkommensverhältnisse. Daher gibt es bei der Berechnung des Elterngeldes auch zahlreiche Ausnahmen. Einige davon sind:
Beim Berechnen des Elterngeldes gibt es viele Ausnahmen und Sonderregelungen, die hier gar nicht alle aufgezählt werden können. Bitte wende dich im Zweifel immer direkt an die Elterngeldkasse oder hole dir abseits davon Hilfe bei einer Beratungsstelle.
Das Elterngeld für Selbstständige
Die Berechnung des Elterngeldes für Selbstständige gestaltet sich anders als für Festangestellte.
Welcher Zeitraum gilt für Selbstständige?
Für Selbstständige gelten nicht die letzten 12 Monate vor der Geburt des Kindes als Berechnungszeitraum, sondern der letzte abgeschlossene Veranlagungszeitraum. Man betrachtet also die letzte Steuererklärung.
Allerdings ist es möglich, diesen Zeitraum zu verschieben, wenn:
In diesem Fällen gilt der Veranlagungszeitraum davor.
Wie können Selbstständige ihr Elterngeld berechnen?
Die Elterngeldstelle ermittelt aus dem letzten abgeschlossenen Veranlagungszeitraum einen durchschnittlichen Netto-Gewinn pro Monat. Dabei wird, wie bei Festangestellten auch, ein etwas vereinfachtes Verfahren angewendet, sodass sich das Elterngeld-Netto möglicherweise vom tatsächlichen Netto-Gewinn unterscheiden könnte.
Selbstständige haben denselben Anspruch auf Elterngeld wie Nicht-Selbstständige. Das Basiselterngeld beträgt also auch hier 65 Prozent des Netto-Einkommens aus der Zeit davor. Wenn man seinen Bezugszeitraum kennt, kann man also nach demselben Prinzip wie oben das Elterngeld berechnen.
Was Selbstständige beachten müssen
Allerdings gibt es einige Dinge, die Selbstständige beim Elterngeld beachten sollten:
Bei der Berechnung des Elterngeldes gilt man im Übrigen auch als selbstständig, wenn man eine freiberufliche Nebentätigkeit ausübt und eine Festanstellung woanders hat.
Wie du den Antrag auf Elterngeld stellst
Es ist sinnvoll, sich bereits vor der Geburt mit dem Antrag auf Elterngeld zu befassen und alle nötigen Papiere zusammenzusuchen. Stellt erst einmal ein Neugeborenes deinen Alltag auf den Kopf, bleibt vielleicht nur wenig Zeit und Ruhe dafür.
Wo gibt es den Antrag auf Elterngeld?
Den Antrag findest du als Online-Formular. Wähle hier dein Bundesland entsprechend aus. Alternativ findest du den Antrag auch bei deiner Elterngeldstelle, wo du später alle Papiere abgibst.
Außerdem halten viele Gemeindeverwaltungen und sogar die Geburtsstationen in einigen Krankenhäusern dieses Formular bereit.
Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Antragstellung findest du direkt auf dem Elterngeld-Portal der Bundesregierung.
Wann muss der Elterngeldantrag abgegeben werden?
Elterngeld gibt es ab dem ersten Tag der Geburt des Kindes. Daher kannst du den Antrag auch erst nach der Entbindung – also, wenn du das genaue Geburtsdatum kennst – abgeben.
Es ist allerdings ratsam, das Formular schon vor der Geburt und der hektischen Zeit danach auszufüllen und alle dafür nötigen Papiere bereitzuhalten.
Bitte beachte, dass es für die Abgabe eine Frist gibt: Das Geld wird nur für drei Lebensmonate rückwirkend ausgezahlt. Du hast also nach der Geburt noch ungefähr zwei Monate Zeit, dir Gedanken zum Elterngeld und der Elternzeit zu machen, so wie alles genau für dich zu berechnen. Solltest du das Elterngeld aber erst im 4. Lebensmonat deines Babys beantragen, würde dir ein Monat verloren gehen.
Welche Unterlagen sind für den Antrag auf Elterngeld nötig?
Welche Unterlagen du für den Elterngeldantrag benötigst, findest du auf dem Formular. Leg dir am besten eine Check Liste an, um nichts zu vergessen:
Je nach Lebenssituation, kann es sein, dass du noch weitere Unterlagen einreichen musst.
Wann wird das Elterngeld ausgezahlt?
Die Auszahlung des Elterngeldes erfolgt nicht so, wie du es wahrscheinlich von deiner Arbeitsstelle gewohnt bist; sprich zum Anfang bzw. Ende jedes Kalendermonats. Es wird zwar auch monatsweise auf dein Konto überwiesen, jedoch richtet sich das nach den Lebensmonaten bzw. dem Tag der Entbindung. Ein Beispiel: Bei einem Geburtsdatum am 14. September ergibt sich folgender Berechnungszeitraum:
und so weiter.
Fakten im Überblick
Das Elterngeld berechnet sich aus dem Netto-Einkommen des ursprünglichen Lohns bzw. der Netto-Einnahmen bei Selbstständigen. Bei dem Basiselterngeld sind dies zum Beispiel 65 Prozent des eigentlichen Netto-Einkommens. Es gibt allerdings viele Ausnahmen, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen.
Es ist nicht einfach, bei der Berechnung des Elterngeldes den Überblick zu behalten. Daher solltest du nicht zögern und dir Hilfe zu suchen, wenn der Dschungel der Bürokratie zu undurchsichtig wird.
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Elterngeld und Elternzeit. Das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz. 27. Auflage. Bonifatius. Berlin. Dezember 2023.
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Neuregelungen beim Elterngeld für Geburten ab 1. April 2024 (Stand: 13.09.2024)
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Wie viel Elterngeld kann ich bekommen? (Stand: 13.09.2024)
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Welches Einkommen wird für mein Elterngeld berücksichtigt, wenn ich vor der Geburt meines Kindes selbstständig war? (Stand: 14.09.2024)
MEHR ZUM THEMA: Schwangerschaft
Ähnliche Artikel
Entdecke den Pampers Club










