Durchfall in der Schwangerschaft

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Rezensiert von Christiane Hammerl

Egal, in welcher Woche deiner Schwangerschaft du dich aktuell befindest: Jede Veränderung deines Körpers wirft neue Fragen auf. Wenn du plötzlich feststellst, dass du an Durchfall leidest, kann das beunruhigend sein. Wir möchten dir hier deine Sorgen nehmen, Fragen beantworten und zeigen, wann man überhaupt von Durchfall spricht und wie du damit umgehen kannst.

Ist es wirklich Durchfall?

Stuhlgang ist bei jedem Menschen anders: Manche besuchen das stille Örtchen problemlos täglich, andere dagegen kämpfen häufiger mit Verstopfung. Beides kann vorkommen. Durchfall und Verstopfung sollten abgeklärt werden. Lass dich hierzu von deiner Frauenärztin oder Hebamme vertrauensvoll beraten.

Von Durchfall oder Diarrhö spricht man erst, wenn

  • ein besonders häufiger Stuhlgang auftritt, öfter als dreimal am Tag,

  • sich die Beschaffenheit des Stuhls verändert und breiiger oder dünnflüssiger wird mit mindestens 75 Prozent Wasseranteil,

  • die Menge des Stuhls etwa 250 Gramm täglich übersteigt.

Weiterhin unterscheidet man zwischen akutem Durchfall mit einer Dauer von bis zu zwei Wochen, anhaltendem Durchfall zwischen zwei und vier Wochen und chronischem Durchfall, der sogar bis zu vier Wochen andauern kann.

Schwanger und Durchfall: Was sind die Auslöser?

Obwohl natürlich Durchfall in der Schwangerschaft auftreten kann, gehört er nicht zu den klassischen Schwangerschaftsbeschwerden. In der Regel wird er nämlich nicht durch hormonelle Veränderungen ausgelöst, wie das zum Beispiel bei Sodbrennen der Fall ist.

Durchfall in der Frühschwangerschaft

Gerade im ersten Trimester, wenn du noch am Anfang deiner Schwangerschaft stehst, stellst du vielleicht fest, dass du plötzlich Durchfall bekommst. Das kann häufig an der Umstellung der Ernährung liegen. Viele Frauen essen bewusster und gesünder, sobald sie wissen, dass sie schwanger sind. An die vermehrte Zufuhr von ballaststoffreicher Nahrung, Obst und Gemüse muss sich das Verdauungssystem erst langsam anpassen. Bis diese Eingewöhnungsphase vorüber ist, kann dein Darm deshalb mit leichtem Durchfall reagieren.

Im 2. Trimester

Wenn du im 2. Trimester – aber auch zu allen anderen Zeiten – plötzlich von Durchfall geplagt wirst, hat das meistens nichts mit deiner Schwangerschaft zu tun. Zu den möglichen Gründen zählen dann meistens bakterielle und virale Infektionen, Unverträglichkeiten oder Allergien, das Reizdarmsyndrom, Lebensmittelvergiftungen oder eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit).

Durchfall während der Schwangerschaft im 3. Trimester

Erst wesentlich später – etwa im 3. Trimester – kann Durchfall mit deiner Schwangerschaft in Verbindung gebracht werden. Das geschieht oft ab der 31. SSW. Jetzt nehmen deine Gebärmutter und das Baby so viel Platz in deinem Bauch ein und üben dabei einen solchen Druck auf deinen Darm aus, dass es zu Durchfall kommen kann. Oft treten zusätzlich zum Durchfall gegen Ende der Schwangerschaft auch andere Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen und Sodbrennen auf. Um die 35. SSW herum lassen die Durchfälle oft wieder nach, da sich dein Baby nun in eine tiefere Position begeben hat und Magen und Darm somit wieder mehr Raum haben.

Wenn du plötzlich starken Durchfall gegen Ende der Schwangerschaft – ungefähr ab der 38. SSW – bekommst, kann dies eine ganz andere Ursache haben. Oft tritt Durchfall nämlich kurz vor dem Einsetzen der Wehen auf und kann als Anzeichen für die bevorstehende Geburt gedeutet werden.

Magnesium und Durchfall in der Schwangerschaft: Ursache und Wirkung?

Die zusätzliche Einnahme von Magnesium kann durchaus zu Durchfall in der Schwangerschaft führen. Da der Magnesiumbedarf nun erhöht ist, versuchen viele Schwangere, den Mehrbedarf durch entsprechende Präparate zu decken. Bei einer besonders hohen Magnesiumkonzentration wird jedoch mehr Wasser in den Darm gezogen, was in der Folge einen Durchfall begünstigen kann. Falls du das Gefühl hast, der Durchfall könnte durch die Einnahme von Magnesium ausgelöst worden sein, besprich das am besten mit deiner Ärztin / deinem Arzt.

Magenkrämpfe und Durchfall in der Schwangerschaft: Wie vorbeugen?

Da Durchfall in der Schwangerschaft häufig durch den Darm reizende Ernährung ausgelöst wird, empfiehlt es sich, bestimmte Lebensmittel zu vermeiden. Andere sind hingegen empfehlenswert.

Das solltest du besser meiden:

  • blähendes Gemüse wie zum Beispiel alle Kohlsorten, Hülsenfrüchte und Zwiebeln

  • Kaffee, Fruchtsäfte und Milch, die den Magen- und Darmtrakt reizen

Das tut dir jetzt gut:

  • Nimm kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu dir!

  • Fenchel- und Kamillentee beruhigen Magen und Darm.

  • Trinke viel, um Flüssigkeitsverlust vorzubeugen!

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Schwanger und Durchfall: Was sind die Risiken?

Zwar verlaufen die meisten Durchfallerkrankungen in der Schwangerschaft ohne weitere Probleme, dennoch kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen.

In erster Linie folgen für Schwangere auf den Durchfall oft weitere Beschwerden. Flüssigkeitsverlust und Kreislaufprobleme, Abgeschlagenheit und Schwäche können Folgeerscheinungen des Durchfalls sein. Vor allem starker Verlust von Flüssigkeit kann unter Umständen zu Kaliummangel führen. Das wiederum kann eine Muskelschwäche nach sich ziehen und damit ein Risiko für dich und dein Kind werden. Viel Ruhe und reichlich Flüssigkeit sind bei Durchfall in der Schwangerschaft daher das A und O.

Für dein Baby kann Durchfall gefährlich werden, wenn er durch eine Lebensmittelinfektion mit Listerien (Bakterien, die oft in rohen Lebensmitteln zu finden sind), Salmonellen oder durch eine Schmierinfektion der Vagina ausgelöst wurde. Starker, wässriger Durchfall in der Schwangerschaft kann auf eine Listeriose hindeuten, die im schlimmsten Fall sogar zu einer Frühgeburt führt.

Allgemein gilt: Magenkrämpfe, Magenschmerzen und breiiger Stuhlgang sowie Fieber während der Schwangerschaft können Alarmzeichen sein, die du nicht ignorieren solltest. Suche im Falle eines Falles also lieber deine Ärztin / deinen Arzt auf, um jegliches Risiko zu vermeiden!

Hilfe bei Durchfall in der Schwangerschaft

Vorsicht mit Medikamenten

Häufiger Stuhlgang in der Schwangerschaft ist ein lästiges Thema. Der Griff zu frei verkäuflichen Medikamenten liegt dann oft nahe, ist jedoch während der Schwangerschaft nicht unbedingt empfehlenswert. Nur eine Ärztin / ein Arzt kann einschätzen, ob und welche Medikamente bei deinen Symptomen und in deiner Situation sinnvoll sind. Bitte hole also immer erst medizinischen Rat ein, wenn du über die Einnahme von Arzneimitteln nachdenkst!

Natürliche Heilmittel

Es gibt einige pflanzliche Heilmittel, die bei akutem Durchfall in der Schwangerschaft schädliche Stoffe im Darm binden und dadurch Linderung versprechen. Dazu zählen Kohletabletten (Einnahme 2 bis 4 Tabletten, 3- bis 4-mal täglich), indische Flohsamen (1 bis 3 Teelöffel täglich mit sehr viel Flüssigkeit einnehmen), Apfelpektin (ideal: Einnahme als geriebener Apfel) und Heilerde (als Tabletten mit viel Flüssigkeit oder eingerührt in ein Glas Wasser). Alle Mittel sind in der Apotheke oder in der Drogerie erhältlich. Wenn du bezüglich der Einnahme unsicher bist, hole dir Rat bei deiner Hebamme oder deiner Gynäkologin / deinem Gynäkologen!

Tipps, wie du mit Durchfall in der Schwangerschaft umgehen kannst

  • Egal, wodurch der Durchfall ausgelöst wurde: Gönne dir ausreichend Ruhe, denn die braucht dein Körper jetzt. Nervosität und Stress können bei Schwangeren ebenfalls zu Durchfall führen und beides solltest du am besten ganz vermeiden. Plane also genügend Ruhepausen ein und entspanne dich bei einem guten Buch und einer schönen Tasse Kamillentee. Vielleicht denkst du dabei schon mal über deine Babyparty nach oder machst unser unterhaltsames Quiz „Wilde Hummel oder cooler Typ”, bei dem du dein Baby jetzt schon besser kennenlernst.

  • Trinke nicht nur viel, sondern sehr viel! Dein Körper verliert jetzt mehr Flüssigkeit als sonst und die brauchen du und dein Baby in dieser Zeit umso dringender.

  • Auch dein Darm muss sich nun entspannen. Nimm deshalb lieber leicht verdauliche Nahrung zu dir. Gedämpfte Karotten, zerdrückte Bananen und geriebener Apfel tun ebenso gut wie Zwieback und Nudelsuppe.

  • Hände waschen nicht vergessen! Falls du dich mit einer Infektion angesteckt hast, denk daran, dir nach jedem Toilettengang gründlich die Hände zu waschen, um die Viren oder Bakterien nicht weiter zu verteilen. Du schützt damit nicht nur dich, sondern auch deine Lieben.

Durchfall in der Schwangerschaft wird nicht durch Hormone ausgelöst und gehört deshalb nicht zu den klassischen Schwangerschaftsbeschwerden. Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb Durchfall jetzt auftreten kann. Greife daher nicht in Eigenregie zu Medikamenten, sondern konsultiere deine Ärztin / deinen Arzt oder deine Hebamme, denn die wissen, was dir jetzt am besten hilft.

Zur Entstehung dieses Artikels: Alle Inhalte in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen wie der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), dem Ärzteblatt oder den „Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien)”. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen findest du im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultiere für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer deinen Arzt / deine Ärztin.

Über Christiane Hammerl

Christiane Hammerl ist eine staatlich geprüfte, freiberufliche Hebamme und Praxisanleiterin in Berlin. Im Vivantes Klinikum ist sie als Begleit-Beleghebamme tätig. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt dabei in der ganzheitlichen Begleitung der Schwange...

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