Der Dammschnitt (Episiotomie)

Eine Episiotomie ist der medizinische Fachbegriff für einen Dammschnitt, der unter bestimmten Umständen während der Geburt gemacht wird, um den Scheideneingang zu erweitern. Lange Zeit war dieser chirurgische Schnitt ein Standardeingriff. Heutzutage wird eine Episiotomie nur noch in besonderen Fällen angewendet.

Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wann ein Dammschnitt notwendig ist und wie die Heilung danach verläuft.

Was ist ein Dammschnitt?

Der Damm bezeichnet die Region des Körpers, die zwischen dem Anus und den äußeren Geschlechtsorganen liegt. Die Haut ist dort sehr sensibel, weshalb das Perineum – der medizinische Begriff für den Damm – auch als erogene Zone gilt.

Beim Mann erstreckt sich diese Region vom Anus bis zum Ansatz des Hodensacks. Bei der Frau liegt der Damm zwischen Anus und den großen Schamlippen. Der Damm besteht überwiegend aus Nerven und Muskeln, die zur Beckenbodenmuskulatur gehören.

Der Dammschnitt, medizinisch Episiotomie genannt, ist ein chirurgischer Eingriff während der Geburt, bei dem der Damm in Richtung After eingeschnitten wird.

Mithilfe des Dammschnitts kann der Geburtsprozess beschleunigt werden, was unter gewissen Umständen und bei aufkommenden Problemen während der Geburt notwendig werden könnte.

Früher wurde der Dammschnitt gemacht, um eine Überdehnung und mögliche Risse in der Beckenbodenmuskulatur zu verhindern, die zu einem Dammriss führen könnten.

Der Dammschnitt sollte also einem Dammriss vorbeugen und die Austreibungsphase bei der Geburt erleichtern. Die Vorteile dieser Praxis sind aber unter Medizinern mittlerweile sehr umstritten.

Denn auch mit einem Dammschnitt kann es zu einem Dammriss kommen. Oft ist sogar der Verlauf der Wundheilung bei einem natürlichen Dammriss besser als nach einer Episiotomie. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Blutgefäße und Nerven bei einem Dammschnitt stärker verletzt werden könnten.

Daher wird der Dammschnitt nur noch in besonderen Fällen vorgenommen, wenn sich der Nutzen für Mutter und Kind medizinisch rechtfertigen lässt.

Wann ist ein Dammschnitt notwendig?

Eine Geburt ist für den weiblichen Körper eine echte Herausforderung. Damit ein Baby gesund auf die Welt kommen kann, müssen hin und wieder medizinische Eingriffe vorgenommen werden. Der Dammschnitt ist einer davon.

Unter folgenden Umständen könnte während der Geburt ein Dammschnitt notwendig werden:

  • wenn durch die Größe des Kindes, insbesondere des Kopfes, ein sehr schwerer Dammriss droht,

  • wenn es zu einer Frühgeburt kommt, da der Kopf des Frühgeborenen noch sehr weich ist und es durch die Druckveränderungen im Geburtsweg zu Verletzungen kommen könnte,

  • wenn die Entbindung aus einer Beckenendlage erfolgt,

  • oder bei der Geburt von Zwillingen oder Drillingen.

Wie wird der Dammschnitt durchgeführt?

Als Erstes wird die Region um den Damm herum betäubt, damit die Gebärende während und nach dem Dammschnitt keine Schmerzen hat.

Der chirurgische Schnitt erfolgt meist während einer Wehe. Dadurch wurde der Damm bereits durch den Kopf des Kindes etwas gedehnt. Man unterscheidet dabei zwischen drei verschiedenen Arten:

  • Medianer Dammschnitt. Auch mittlerer Dammschnitt genannt. Da der Schnitt sehr klein ist, werden nur wenige Muskeln und Nerven durchtrennt. Allerdings ist die Möglichkeit einer Korrektur, das heißt, eine Erweiterung des Dammschnitts, nur sehr begrenzt möglich.

  • Mediolateraler Dammschnitt. Hierbei kann der Schnitt erweitert werden - zum Beispiel bei einer vaginaloperativen Geburt. Allerdings kommt es auch zu einem höheren Blutverlust und einer schlechteren Heilung der Wunde. Auch sind Schmerzen bei diesem Dammschnitt nicht ganz ungewöhnlich.

  • Lateraler Dammschnitt. Auch als seitlicher Dammschnitt bezeichnet. Hierbei ist der Platzgewinn für das Kind am größten, aber auch der Blutverlust und die Schmerzen für die Frau. Daher wird diese Art des Dammschnitts heutzutage nicht mehr praktiziert.

Allein die Vorstellung eines Dammschnitts ist alles andere als schön. Hat sich erst einmal ein Bild davon im Kopf festgesetzt, bekommen viele Frauen Angst vor diesem Eingriff. Das ist allerdings nicht nötig, denn der Schnitt ist wirklich nur ein kleiner Eingriff auf dem Weg zum Muttersein. Außerdem ist er in den meisten Fällen einer natürlichen Geburt gar nicht nötig.

Sie könnten natürlich Ihren Arzt vor der Geburt konsultieren, um zu fragen, ob in Ihrem Fall ein Dammschnitt notwendig ist. Allerdings lässt sich das im Vorfeld oft nur schwer einschätzen. Häufig entscheidet es sich erst bei der Geburt, ob ein chirurgischer Schnitt durchgeführt werden muss oder nicht.

Eine Sache können Sie aber jetzt schon klären. Wenn Sie Ihren Geburtsplan erstellen, können Sie dort angeben, ob Sie einen Dammschnitt tolerieren würden oder lieber einen Dammriss in Kauf nehmen. So kann sich Ihr Arzt und Geburtshelfer auf Ihre persönlichen Präferenzen einstellen.

Die Heilung nach einem Dammschnitt

Nach der Entbindung hat die Mutter erst einmal Zeit, Ihr Baby in den Armen zu halten. Haben Sie also keine Sorgen: Dieser wichtige Moment wird Ihnen nicht verwehrt bleiben.

Versorgung der Wunde

Erst nachdem sich Mutter und Kind kurz kennenlernen durften, wird sich das Krankenhauspersonal um die Schnittwunde kümmern. Zunächst wird sie gereinigt und anschließend mit einer Naht verschlossen.

Dies geschieht meist ganz schmerzfrei, da das Areal örtlich betäubt wird. Weil der Faden sich nach einiger Zeit von selbst auflöst, muss dieser später noch nicht einmal gezogen werden.

Während und kurz nach dem Eingriff spüren die meisten Frauen keine Schmerzen. Allerdings zeigen sich bald die ersten Spätfolgen des Dammschnitts. Diese sind nicht immer sehr angenehm.

Fördern Sie die Heilung

Die hinterlassene Narbe kann beim Sitzen und Gehen zu Schmerzen führen. Der erste Stuhlgang nach dem Dammschnitt könnte außerdem leichte Probleme verursachen. Nach der Geburt sollte der Stuhlgang daher so weich wie möglich gehalten werden. Dies können Sie mit ballaststoffreicher Ernährung und viel Flüssigkeit fördern.

Im Allgemeinen brauchen Sie vor allem Zeit und Ruhe für die Regeneration nach der Geburt. Vermeiden Sie nach einem Dammschnitt unbedingt jegliche Belastung der Wunde.

Auf Geschlechtsverkehr mit Ihrem Partner sollten Sie in den ersten Tagen und vielleicht sogar Wochen verzichten. Auch später könnte der Geschlechtsverkehr noch Schmerzen verursachen. Lassen Sie sich aber bitte nicht entmutigen: Die Heilung schreitet schneller voran als anfänglich vielleicht gedacht.

Wie lange der Heilungsprozess genau dauert, hängt stark von der Art des Dammschnittes und Ihrer ganz persönlichen Konstitution ab. In der Regel verläuft aber die Genesung der Naht schnell und unproblematisch. Die Heilungsdauer beträgt im Durchschnitt um die sechs Wochen.

Pflegetipps für die Naht

Das Sitzen und Gehen kann direkt nach dem Dammschnitt oft schmerzhaft sein. Außerdem können kleine Blutergüsse an der Naht entstehen. Mit Gel-Pads und Eispackungen können Sie die Wunde kühlen und die Beschwerden somit etwas lindern.

Alternativ können Sie auch Binden verwenden, die Sie vorher im Kühlschrank gelagert haben. Einige Tage nach der Geburt können Sie auch warme Sitzbäder nehmen. Diese sind ebenfalls wohltuend. Kleiner Tipp: Verwenden Sie im Bad zusätzlich etwas Lavendel- oder Arnikaessenz.

Das Wichtigste ist, dass die Naht mehrmals am Tag mit warmem Wasser gespült und danach trocken getupft wird. Achten Sie außerdem darauf, dass an die Wunde ab und zu Luft kommen kann. Das soll den Heilungsprozess verbessern.

Achten Sie außerdem auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und trinken Sie viel.

Während des Stuhlgangs sollten Sie niemals zu stark pressen. Auch können Sie vorher den After mit Vaseline oder einem Speiseöl gleitfähiger machen. Dadurch schmerzt die Naht etwas weniger.

Während des Wochenbetts wird die Hebamme Sie mit vielen praktischen Tipps und erprobten Hilfsmitteln unterstützen. Machen Sie sich also keine Sorgen: Sie werden in guten Händen sein.

Der Gedanke an einen möglichen Dammschnitt oder Dammriss ist sicherlich nicht erfreulich. Dieser Eingriff wird allerdings nur noch selten durchgeführt und ist – sollte er nun doch gemacht werden - für die Ärzte eine Routinemaßnahme. Lassen Sie sich deshalb nicht die Vorfreude auf Ihr Baby nehmen.

Zur Entstehung dieses Artikels:

Alle Inhalte aus in diesem Artikel basieren auf vertrauenswürdigen fachspezifischen und öffentlichen Quellen, wie der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), dem Ärzteblatt oder den „Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien)”. Eine ausführliche Liste aller verwendeten Quellen finden Sie im Anschluss an diesen Artikel. Die hier aufgeführten Ratschläge und Informationen ersetzen keinesfalls die medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Konsultieren Sie für eine professionelle Diagnose und Behandlung immer Ihren Arzt.

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